H eim
A nkommen
U msorgt
S elbstvertrauen
G elassenheit
E nergie
B eisammen
U nvergesslich
R ythmus
T raum
HAUSGEBURT
– das schmerzhafteste und doch wunderbarste Erlebnis meines bisherigen Lebens. Als gehöre dieses Erlebnis zum Leben- sich kennenzulernen dazu. Ich habe erst jetzt, wo ich die Geschichte erzähle, das Gefühl, anzufangen mich wahrhaftig kennenzulernen.
Ab dem dritten Monat hatte ich keinen Hebammenbesuch mehr. Anfangs war ich hin und hergerissen, sie nochmal herzu beten, doch mit der Zeit habe ich gelernt auf meinen Instinkt zu hören. Miriam hat mich darin bestärkt und nach der Geburt haben meine Mitmenschen mit viel gut gemeintem Rat um sich geschlagen. Anfänglich habe ich mir dann lange ernsthaft Gedanken gemacht und somit auch Sorgen, sodass ich tolle Bücher gelesen habe. jetzt merke ich mehr und mehr, nur Johanna zeigt mir, wie es ihr geht. Sie meckert, beißt sich auf die Finger, reibt sich die Äuglein, guckt andächtig oder und oder und so weiter. Alles was ich als Mutter merke, wenn ich ganz bei ihr bin. Bücher sind eine gute Unterstützung, um sich einen Überblick zu machen. Sie helfen bei Entscheidungen, wie zum Beispiel zum Thema Impfen, Schnuller und Co. . Auch habe ich mit der Zeit gelernt, wann ich zum Arzt fahre und wann es besser ist, mit dem Baby in der gewohnten Umgebung zu bleiben, weil der Aufwand für die Kleine mehr Kräfte kosten würde, als das Unwohlsein selbst. Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter von meinem Erlebnisbericht Hausgeburt abweichen.
Erst spät, im Siebten Monat hatte ich mich dazu vielleicht auch ein Stück weit überreden lassen, mir eine Hebamme zu suchen. Ich habe mich selbst und mein Baby in meinem Bauch erst kennenlernen wollen. Ich hatte nicht gedacht, solch eine tolle Begleitung zu bekommen. Miriam Joseph hat reingehört und mich bei mir selbst abgeholt. Mir ging es mit der Situation schwanger zu sein und mitten im Nestbau zu stehen nicht gut. Gleich bei unserem ersten Kennenlerntreffen, musste ich weinen.
Miriam erzählte von der Geburt, als ein wohliges Erlebnis. Die Angst vor dem Schmerz hat sie mir genommen, indem sie immer wieder sagte, dass ich müde sein werde und die Geburt gelassen und von allein passiert. Mein Körper könne das urinstinktiv.
Im letzten Monat bin ich mit dem Gefühl, „Wenn nicht du, wer dann?!“ auf die Geburt zugesteuert, obwohl ich von Kind auf Selbstzweifel hatte. Immer wenn es darum ging etwas zu schaffen, habe ich im letzten Moment die Notbremse gezogen.
Und dann war es soweit. Einen Tag später als errechnet ging es los. An dem eigentlichen Tag habe ich mich doch noch einmal zum Arzt geschleppt, weil ich auf Nummer sicher gehen wollte. Nun war mein Frauenarzt ausgerechnet an diesem Tage nicht anwesend und ich bekam eine Ärztin aus der Praxis. Diese sprach mit mir als wäre ich nicht bereit und wüsste nicht was ich tue und machte mir Angst. Sie redete davon was passieren würde wenn und zwang mich regelrecht noch dazu mich zu untersuchen, obwohl ich das nicht wollte. Ich wusste genau, dass es meinem Baby gut geht und hatte nun aus Angst Ja gesagt. Hinterher fühlte ich mich wie als wäre mir und meinem Baby ein Leid zugefügt worden sein und ich bin weinend gegangen.
Ich möchte behaupten, das Baby wäre an diesem Tage geboren, wäre dieser entspannt verlaufen. Jetzt gerade, wo ich davon erzähle kommen mir Tränen und es fühlt sich komisch an. Ich möchte jeder Frau raten, höre auf Deinen Babybauch. Du allein merkst, was Dir gut tut! Und da möchte ich auf keinen Fall, dass jemand, der ein besseres Gefühl hat, am Ende noch einmal zum Arzt zu gehen, dies unterlässt. Das eigene Körpergefühl ist nie so klar und stark wie in der Schwangerschaft und ein Arzt, auch wenn er es gut meint und bestimmt auch gut kann, tut nicht immer auch gleichzeitig gut. Bedenke dazu, dass die Psyche und der Körper aufeinander reagieren.
Nun war es soweit. Ich fühlte mich gut vorbereitet. Die Wanne mit den Utensilien stand bereit, sowie die Kliniktasche, falls ich doch in das Krankenhaus musste. Das „Falls“ war an dem Abend jedoch ganz weit weg, denn ich wusste, wir schaffen das hier und holen Johanna zu uns ins Haus. Gleich zog ich den gemütlichen unhübschen Schlüpfer aus der Tasche an. als die Wehen stärker wurden und Martin sich nicht wecken lies, war ich etwas verwirrt. Einen Blick in den Spiegel- Ja, ich sah müde aus. Miriam sagte, wenn ich wach wäre, bräuchte ich nicht anzurufen, dann käme das Baby nicht. Ich rief an und Miriams ruhige Art lies mich ein wenig klarer werden. Ich sollte mir einen Tee machen und eine Wärmflasche und dann nochmal auf die Uhr schauen. Wenn ich mir sicher wäre, es sind immer sieben Minuten zwischen den Wehen, sollte ich erneut anrufen. aufgeregt war ich nicht. Nur wirr. Es war wie im Traum und dieser sollte auch die ganze Geburt über anhalten.
Während der Vorgeburtswehen lag Miriam auf einem Kortbett neben dem Sofa auf dem ich lag. Sie atmete mit und wenn es mir unangenehm wurde hielt sie Wärme gegen den Steiß. Wir erzählten und ich musste trotz Schmerzen sogar schmunzeln. Es tat gut, zu merken, dass da jemand dabei ist, den man gern hat und dem man vertraut. Nun kam Martin auch endlich zu uns. Er lies mir ein Bad ein und stellte Kerzen auf. Trotz Schmerzen war es so gemütlich. So „zu Hause“.
Miriam hat Johannas Herzschlag in jeder noch so unmöglich ranzukommenden Lage gemessen. Ich hatte volles Vertrauen in das Team. Mittlerweile war auch die zweite Hebamme dabei. Ich spürte bloß Hände, die mich hielten, die gegendrückten und die ich zerdrückte und bekam nur schwammig mit, dass das Team fliegend wechselte. Eine Hebamme ging, noch eine andere Hebamme kam. Ich konzentrierte mich ganz auf meinen Körper. Das einzige was ich tat war zu versuchen ruhig zu atmen. Den Rest tat mein Körper von ganz allein. Es kam kein „jetzt PREEEEESSEN!“ o.ä. ich wusste nur, so langsam kommt das Baby und ich ging mit. Als ich dann doch auf einmal nicht weitermachen wollte, fixierte Miriam meinen Blick und sagte, ich sollte mich weit machen für mein Baby. Nun wurde ich wieder ruhiger.
Geschafft. Da lag sie nun auf meinem Bauch und ich war die glücklichste Mutter der Welt. Zur Brust hat Johanna es allein geschafft. Als ich minimal genäht wurde, nahm Martin sie auf seine Brust und sie blieb dort liegen. Ich wurde geduscht und dann machte das Team sich in unserer Wohnküche gemütlich und wir lagen zu dritt im Bett. Kein Arzt störte diese Magie. Erst nach einer Ewigkeit gefühlt, kam Miriam noch einmal herein und verabschiedeten sich bis zum nächsten Tag. Und dann lagen wir da und staunten.
Im Krankenhaus hätte ich mich nicht so öffnen können. Im Krankenhaus wäre ich nicht so ruhig geblieben. Na klar hätte es auch gut werden können, doch allein die Tatsache den Geruch von Desinfiktionssprayüberfluss, der Anblick von Menschen, die ich nicht kenne und das fehlende Vertrauen- die Angst vor Voreiligkeit mit dem Messer und einem Raum, der nicht mein zu Hause ist und so aussieht wie ein Schulzimmer mit Krankenhausbett, hätten mich anspannen lassen und somit wäre auch ich, wäre mein Körper nicht bereit gewesen.
Höre auf Dein Gefühl und lasse Dich darauf ein. Niemand kennt Dich so wie Du Dich selbst. Oder besser gesagt, niemand fühlt Dich. Niemand spürt Deine Energie, so wie Du selbst. Und wenn, dann kommt :“ Dann musst Du damit Leben, wenn … „oder noch krasser : Du bringst Dein Kind um-so eine Fahrlässigkeit.“ Dann hörst Du das irgendwann nicht mehr, nämlich dann, wenn Du Dir sicher bist, Ihr schafft das zusammen.
Danke an das Team Hand in Hand. Danke an meinen Mann. Danke für die Selbsterfahrung. Danke, dass wir Hand in Hand Johanna ins Leben geholt haben. Danke an Gott. Danke dass Johanna kerngesund und munter ist und das Leben anlacht.
Rebecca Kunze