Am 11.02.2015, zehn Tage vor dem errechneten Geburtstermin, saß ich um ca. 22:30 auf dem Sofa und unterhielt mich mit Malú. Wir waren beide quasi auf dem Weg ins Bett, als Malú plötzlich einen Blasensprung hatte.
Sie sagte nur „Ich habe grade einen Blasensprung gehabt!“ und stand plötzlich zitternd und erschrocken mitten im Wohnzimmer. Das Plätschern des Fruchtwassers habe auch ich gehört und ich freute mich, dass es nun endlich losging. Ich ging zu Malú und nahm sie in den Arm und sagte dem Baby, dass wir uns freuen, dass es jetzt bald zu uns kommt.
Ich rief unsere Hausgeburtshebamme Miriam an, sie klang etwas müde, aber sie sagte, dass schon so etwas geahnt habe und dass sie gleich vorbeikommt und bei uns schlafen wird. Ich verspürte Erleichterung und die Sicherheit, dass wir uns auf sie verlassen können, sie für uns da ist.
In den vergangenen Wochen hatten wir schon einige Treffen, um uns auf unsere erste Hausgeburt vorzubereiten. Alles war soweit schon erledigt und zum Glück war ich meinem Gefühl gefolgt und hatte den ausstehenden TÜV noch abgewartet, um das Auto vollgetankt in der Garage zu haben. Im Rückblick war diese Hausgeburt das einfachste und natürlichste der Welt, aber im Vorfeld macht man sich ja schon so einige Gedanken.
So gab es nach dem Blasensprung noch die Unklarheit, wer denn auf unseren ersten Sohn Johann (3) aufpassen wird. (Der eigentlich „auf Abruf gebuchte“ Babysitter hat ausgerechnet am nächsten Tag eine wichtige Prüfung.) Da wir nicht wussten, wie lange der Geburtsprozess dauern wird, rief ich meine Schwester an und sie kam aus Hamburg um ggfs. auf Johann aufzupassen und mit ihm in einen Raum außerhalb des Hauses zu gehen.
Miriam kam ca. 15 Minuten später und brachte Ruhe und viel Routine mit solchen Situationen mit (ich empfing sie an der Tür, wir begrüßten uns kaum… für mich auch gleich irgendwie das Signal, um mich geht es jetzt nicht, aber ich habe die Ehre dabei sein zu dürfen und zu unterstützen und das ist auch völlig passend!)
Wir bereiteten alle gemeinsam den Geburtsraum vor, nicht im Schlafzimmer wie geplant, da dort Johann friedlich schlief, sondern in meinem „Büro“. Nachdem alles soweit vorbereitet war, legte sich Miriam schlafen und sagte uns, wir sollten das mal auch machen… (ich frage mich da schon, ob das noch was wird, aber wir versuchten es dann auch) nach nicht einmal 5 Minuten kamen aber schon die ersten Wehen.
Die Abstände waren anfangs chaotisch, aber die Tendenz schon klar – es dauert nicht mehr wirklich lange. Miriam aber schlief und ich ließ sie auch noch schlafen.
Bis meine Schwester ankam, ca. 1:00, wurden die Wehen immer heftiger und Malú konnte sie nur noch im Türrahmen „durch-stehen“. Ich ließ Malú kurz allein und zeigte meiner Schwester den Außenraum und wir besprachen uns ganz kurz. Die Verantwortung für Johann war nun abgegeben und das tat gut. Miriam war mittlerweile wach und zog sich rasch um, als ich sie im Flur spreche, sagte sie „das Kind kommt jetzt gleich“.
Wir drei sind nun im Geburtsraum und Malú entscheidet sich schnell für den Vierfüßlerstand und wird von den immer stärker werdenden Wehen fast überwältigt. Sie schreit und drückt ihren Kopf in die Kissen. Sie hat in jeder Hand einen Stein und in den Wehenpausen immer viel Durst. Miriam begleitet sie gelassen und bestimmt und gibt ihr damit viel Vertrauen in den Prozess und die Kraft ihres Körpers.
Nach nur 5-10 ganz, ganz starken Wehen liegt das Baby auf dem Boden und Malú legt sich dazu. Baby wirkt schon ziemlich „fertig“, fast keine Käseschmiere und gleich viel Bewegung sowie gleich den Daumen im Mund und dann schnell die Suche nach der Mutterbrust.
Wir genießen noch ein bisschen die Ruhe nach dem Sturm und freuen uns über dieses kleine so lebendige Wesen, das da nun ganz zu uns gekommen ist. Einen Namen haben wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, da wir immer (ohne Ultraschall) davon ausgegangen sind, dass es ein Mädchen wird.
Liebe Männer, die ihr dies lest, lasst euch auf das kleine Abenteuer Hausgeburt ein und genießt es anschließend, eurer Familie ganz nah und unmittelbar dienen zu können. ABER holt euch für die ersten 1-2 Wochen Unterstützung im Haushalt!
Putzen und Kochen geht neben Wochenbettversorgung und Kinderbetreuung nicht auch noch. Stellt euch ein verlässliches Team (muss man auch wegschicken dürfen!) zusammen und dann viel Freude beim Familie werden oder vergrößern – außerhalb des Krankenhauses!
Nach dieser zweiten Geburt kann ich immer weniger verstehen, warum so viele Geburten im Krankenhaus stattfinden! Gut organisiert ist eine Geburt nichts, was in Krankenhaus gehört, sondern zu Hause gefeiert werden sollte!