Heiligabend ging ich mit leichten Wehen ins Bett und morgens um 6 Uhr gingen die Wehen wieder los, wurden stärker und regelmäßiger. Morgens beim Frühstück rief mein Freund Miriam an, um ihr zu sagen, dass ich alle 10 min. regelmäßige und starke Wehen habe. Sie wollte, dass wir uns wieder melden, wenn die Wehen alle 7 min. kommen. Ich ging in die Badewanne und die Wehen hörten wieder auf, anstatt wie gewünscht mehr zu werden.
Kurz darauf beschlossen wir, dass wir einen ausgedehnten Spaziergang machen. Die Wehen gingen wieder langsam los, aber nicht regelmäßig und auch nicht doll genug. Mein Freund fuhr nochmal kurz los und ich dachte, ich nutze den Moment, mit einer Freundin zu telefonieren. Wir konnten nur kurz telefonieren, da die Wehen plötzlich ziemlich doll wurden. Kurz nach dem Auflegen ging es los. Zum Glück kam mein Freund dann durch die Tür, denn mit einem Schlag gingen die Wehen auf alle 5 min. Mein Freund rief Miriam an. Ich musste mich übergeben, hatte das Gefühl, alles will raus. Sie kam kurz nach dem Anruf (und wie ich im Nachhinein erfahren habe, auch direkt von einer anderen Geburt) und legte mich ins Schlafzimmer nachdem mein Freund dies in Eile fertig gemacht hat, ausgelegt mit Malervlies und Folie und einem zweiten Bettlaken. Er zündete noch Kerzen an und hatte die Heizung voll aufgedreht. Der Raum wirkte total gemütlich. Ich legte mich aufs Bett. Die Wehen wurden immer doller und Miriam übte nochmal mit mir das Tönen, welches wir im Geburtsvorbereitungskurs bereits geprobt haben, ich mich aber nicht traute. So tönten wir ein paar Wehen zusammen. Dann ging sie erstmal nochmal ins Nebenzimmer und mein Freund setzte sich zu mir. Ich hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen, merkte nur die Hände von meinem Freund oder Miriam auf mir oder in der meinen und ihre Stimmen, aber auch nur, wenn sie direkt mich ansprachen. Ich war total in mir und dem Schmerz, der immer doller wurde. Irgendwann wurde mir nochmal schlecht, ich übergab mich nochmal in die Schüssel, die bereit stand. Danach wurde der Schmerz nochmal doller. Irgendwann untersuchte Miriam nochmal den Muttermund, nachdem sie mich gefragt hat, ob sich was verändert hat. Ich bejahte, konnte aber nicht sagen was. Der Muttermund war auf. Es kamen ein paar Wehen, bei denen ich überhaupt nicht wußte, was ich machen soll. Kurz darauf musste ich pressen. Miriam hat mich zum Glück vorher dazu bewegt, mich vom Bett auf den Fussboden zu bewegen, wo ich mich hinhockte. Mein Freund holte mir noch eine Isomatte, damit meine Arme nicht von der Bettkante geschunden werden. Ich hatte schon die ganze Zeit kein Zeitgefühl mehr, ab jetzt hört es gänzlich auf. Und meine Hände krallten sich in die Isomatte. Dieses letzte Stück dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Und dann hörte ich nur noch ein Platsch und sah wie Miriam sich beeilte, ihre Hände noch unter mich drunter zu bekommen und dann war Fiete da und weinte. Ich konnte nicht sofort hinschauen. Miriam zog mich aus, legte mich aufs Bett und das kleine Würmchen dann auf mich drauf. Ich war völlig überwältigt. Direkt in dem Moment spürte ich noch eine Wehe und die Plazenta kam in einem Schwung raus. Danach konnte ich erst einmal eine lange Zeit mit meinem Freund seine Ankunft in dieser Welt genießen, ihn überall streicheln und ihn anschauen und festhalten.
Dann wurde ich noch genäht, mein Freund bekommt Fiete auf den Bauch. Miriam geht noch kurz mit mir duschen und auf die Toilette. Alles fühlte sich komisch an. Irgendwann wurde er noch untersucht. Wir hatten viel Ruhe und soviel Zeit wie wir brauchten. Auch die Ankunft der Zweithebamme Meike habe ich nicht mitbekommen, die dann wieder fahren musste und für sie kam dann Vera, da noch eine Geburt war. Für mich war es so organisiert, dass ich in meiner kleinen Welt des Schlafzimmers soviel Ruhe hatte wie ich auch brauchte.
Vielen Dank, liebes Hebammenteam!