Es war ja zu erwarten, dass es schnell gehen würde – aber so? 😉
Da wir uns für eine Hausgeburt schon sehr früh in der Schwangerschaft entschieden hatten, fieberten wir dem ersten Tag der Rufbereitschaft entgegen, denn ab dann konnten wir wirklich damit rechnen, unser Kind zuhause zur Welt bringen zu können.
Ein wichtiger Termin lag noch an, den Matthias wahrnehmen musste – und das 500 km entfernt von zuhause! Auch wenn uns unsere Hebamme beruhigt hat, dass es meistens an solchen Tagen eben nicht losgehen würde, also entweder vorher oder nachher, war das dann schwer auszuhalten.
Gegen 0:10 war Matthias dann wieder da und wir als Familie wieder komplett zuhause. Weil es auch hätte sein können, dass er erst am Morgen zurückfahren könnte, war meine Mutter auch hier und schlief im Gästezimmer.
Gegen 1:00 h musste ich nun schon zum dritten Mal hintereinander auf die Toilette und dabei merkte ich, dass mein Ziehen im Unterleib nicht nur von einer vollen Blase herrührte, sondern wohl auch von kräftiger werdenden Wehen. Das nur leichte Tröpfeln beim Wasserlassen ließ mich dann auch an einen hohen Blasensprung denken und ich ging nach unten zum Computer, um mir noch einmal die Anzeichen dafür in Erinnerung zu googeln.
Mittlerweile war es halb 2 und die Wehen wurden deutlicher und die Abstände auch immer kürzer – nur ob das dann regelmäßig zu nennen war? Ich war unsicher, aber gegen kurz nach zwei weckte ich Matthias. Ich bat ihn die Hebamme anzurufen und noch bevor er das tun konnte, war es dann um 10 nach 2 ein eindeutiger Blasensprung. Ich schmiss erst einmal meine nassen Hosen von mir und war sehr froh, dass wir nicht losfahren mussten, sondern ich einfach so bleiben konnte wie ich war und wo ich war. Ich sprach dann selbst noch mit Miriam, in einer Wehenpause und fühlte mich echt gut.
Die Wehen wurden nun noch kräftiger und die Abstände dazwischen immer kürzer. Ich bewegte mich zwischen Toilette und Bett im Gästezimmer hin und her, die Bewegung tat mir vorerst besser als das Stehen oder Hocken an Tisch oder Bett. Noch ließen sich die Wehen einigermaßen veratmen, als es dann aber noch heftiger wurde, kniete ich mich vor das Bett und war auch schon mächtig am Schwitzen. Alles lief im Haus zwar geschäftig, aber sehr ruhig ab, die direkten Vorbereitungen mit dem Beziehen der Betten und Handtücher anwärmen erledigte natürlich Matthias. Ich konnte ganz bei mir bleiben und merkte nur durch etwas mehr Bewegung im Flur, dass Miriam angekommen sein musste. So war es dann auch und sie bereitete ein paar Dinge noch vor, es gingen dann aber auch bald die Presswehen los. Sie ermunterte mich, einfach so weiterzumachen wie bisher und mit den Wehen auch mit zu schieben. So ging es unter „freiem Stöhnen“ weiter und der Kopf unserer Kleinen schob sich in den Geburtskanal. Der Druck wurde größer, der Kopf war bald zu fühlen. Miriam suchte mit dem Dopton in den kurzen Wehenpausen nach den Herztönen, die beruhigend kräftig und regelmäßig waren. Leider ging es trotz ihrer guten Anleitung nicht richtig voran im Vierfüßlerstand. So wechselte ich in einer Pause aufs Bett in die Seitenlage. Auch da war noch nicht richtig was zu machen, also kündigte mir Miriam an, dass sie eine Risshilfe setzen müsse, also einen kleinen Schnitt machen würde. Als diese dann gesetzt war, bahnte sich das Köpfchen den benötigten Platz und es ging ganz schnell und die Kleine wurde in einem Rutsch geboren und mir sofort auf den Bauch gelegt. Es war mittlerweile 3:15 Uhr geworden.
Sie schrie sofort los und wir wischten sie ein bisschen mit dem vorgewärmten Handtuch ab und waren einfach überglücklich dieses große kleine Wunder in den Armen halten zu dürfen. Einfach ein toller Moment, natürlich auch die Erleichterung, den Druck los zu sein und ein offensichtlich gesundes Kind geboren zu haben. Wir mussten uns dann noch kurz vergewissern, ob es wie angekündigt ein Mädchen war – ja, da gab es keine Überraschungen! 😉
Die nächste halbe Stunde war dann einfach genießen angesagt und ab und zu mal an der noch heftig pulsierenden Nabelschnur zu fühlen, um den richtigen Moment zum Abnabeln zu finden. Wir bemerkten auch einen Knoten in der Nabelschnur, der schon früh in der Schwangerschaft entstanden sein musste, der aber völlig locker saß, also kein Hindernis für das hindurchfließende Blut bedeutet hatte.
Als dann die Nabelschnur durchtrennt wurde, gegen kurz vor 4, musste ich nur noch einmal heftig pressen und die Nachgeburt flutschte einfach so heraus. Auch damit war alles gut und wir waren sehr erleichtert, dass die möglichen Komplikationen, die eine Verlegung ins Krankenhaus nötig gemacht hätten, damit so gut wie ausgeschlossen waren.
Nun waren wir einfach erst einmal sehr erleichtert und alle hatten Hunger auf einen kleinen Happen mitten in der Nacht. Ich wünschte mir einen Babybel und ein Malzbier. 😉
Auch unsere kleine Jelka fing an zu suchen und wurde das erste Mal angelegt und hatte schon einen ordentlichen Zug drauf als sie die Brust richtig zu fassen bekam. 😉
Eine unangenehme Sache lag nun noch vor mir, das Nähen des Dammrisses. Da ich bei der ersten Geburt so schlechte Erfahrungen und eine noch größere Verletzung davongetragen hatte, war das keine allzu schöne Erwartung, aber es musste ja noch getan werden. Durch die vorherige Betäubung durch ein Gel und die anschließende Betäubung per Spritze, die ich wirklich nicht mehr merkte, war der Bereich nun komplett unempfindlich. Die Naht, die gesetzt werden musste, war eine schmerz- und druckfreie Geschichte, ich konnte es nicht ganz glauben, dass das nach Beenden schon alles gewesen war. Wieder Erleichterung!
Das Beste waren dann die Dusche danach und die Aussicht mit unserem Baby in das eigene Bett zu ziehen. Alles war schon bestens vorbereitet und im Bett wurde dann auch die U 1 gemacht und die Kleine das erste Mal angezogen. Mittlerweile war es halb 7 und wir erwarteten jede Minute das Erwachen unserer großen Tochter, die dann ihre Schwester das erste Mal sehen würde…
Unsere Entscheidung zu einer Hausgeburt war die Beste, die wir treffen konnten! Mit der Hebamme unseres Vertrauens in unserer gewohnten Umgebung bleiben zu können und eine selbstbestimmte, natürliche Geburt erleben zu dürfen war eine einmalige Erfahrung, die wir wärmstens weiterempfehlen können.