Bericht Traumgeburt

ET 10.02.2020 – geplante Hausgeburt/Traumgeburt

Nora Lynn geboren am 20.02.2020 mit 51cm, 3440g, Kopfumfang 36cm

Während der gesamten Schwangerschaft hatte ich viele Übungswehen und zum Ende hin wurden sie immer mehr.
Als ich dann über dem Stichtag war, habe ich die Übungswehen genauer beobachtet und die Stärkeren von ihnen mit einer App getrackt. So hatte ich an ET +2 und ET +4 jeweils in 10-15 Minuten Abständen stärkere Übungswehen teilweise mit Ziehen im Unterleib, aber die ebbten nach spätestens 10 Stunden jeweils wieder ab.

An ET +7 habe ich mich langsam mit dem Thema Einleitungen auseinandergesetzt, weil ich das Gefühl hatte, das Kind sei bereit für unsere Welt, mein Körper bereit zu gebären und die Zeit, in der eine Hausgeburt möglich war, würde langsam knapp. Mit der Hebamme haben wir auf meinen Wunsch hin dann in den folgenden Tagen den Plan gefasst, eine sehr sanfte und vorsichtige Einleitung mit Rizinusöl ab ET +9 zu versuchen. Dazu sollte es aber nicht kommen.

Denn gegen halb 4 morgens weckte mich am 19.02.2020 (ET +9) die erste stärkere Übungswehe. Ich habe gefühlt, dass es jetzt wirklich losgehen könnte. Mein Partner und ich haben noch versucht in der Nacht so viel Schlaf wie möglich zu bekommen. Bzw. er hat auch am Mittwoch morgen noch ein paar Stunden im Homeoffice verbracht, während ich mich mit immer häufiger und regelmäßigeren Wehen gegen 11 Uhr in die Badewanne verdrückt habe. Da wurden die Wehen erstmal schwächer und ich habe gehofft, dass sie nicht ganz versiegen. Wollte ich doch auch um die Einleitung herum kommen. Durch die abschwächende Wirkung des Wassers war es mir möglich, noch ein wenig Schlaf zu bekommen. (Ich weiß garnicht, ob es nicht gefährlich ist, in der Badewanne einzuschlafen, aber ich bin ja glücklicherweise wieder aufgewacht).
Als ich die Badewanne verließ, wurden die Wehen wieder stärker. Ich habe meine Hebamme über den Verlauf auf dem Laufenden gehalten. Geplant war eine Vorsorge am Nachmittag und ich habe geschrieben, dass es wahrscheinlich ausreicht, wenn sie dann kommt und sie evtl. bleiben kann.
Meinen Partner habe ich aus dem Homeoffice zu mir ins Bett beordert, um mit mir die Spannung auszuhalten und bei der Veratmung der Wellen zu helfen, welche bis ca. 15:30 nur etwas unangenehm waren. Er hat dann das Aufnehmen der Wellen übernommen. Ich habe ihm nur Start und Stop zugerufen. Die Aufzeichnung hat mir geholfen, wirklich zu glauben, was gerade passierte!
Ab 15:30 wurden sie deutlich stärker und wir (ja mein Partner hat mitgemacht) vertönten die ersten Wellen. Ich bin dann in eine Art 4-Füßler-Stand vor das Kinderbeistellbett (harte Matraze auf ca. 70cm Höhe) gegangen. Mein Vokal zum Vertönen war das Ahhh. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, die ganze Zeit nur bei einem Vokal zu bleiben. Ich habe nach Worten oder anderen Mustern gesucht, auf die ich mich konzentrieren kann. Am besten sollten sie positiv behaftet sein. Ich pendelte mich bei dem Wort „Jaaaaa“ ein. Das war schon besser als ein einfaches A, aber ich wollte noch etwas verbessern, um den Druck der Wellen etwas besser aushalten zu können. Da fiel mir der Tipp von vielen Sporttrainern bei anstrengenden Übungen ein: „Lächeln nicht vergessen!“ und aus dem laschen „Ja“ wurde ein strahlendes, lächelndes Jaaa. Meinem Partner sagte das auch mehr zu 😉 wir sind also jeder Welle und jedem Druck mit einem Strahlen begegneten und es war einfacher, mit dem „Jaaa“ Assoziationen wie „Bald habe ich mein Baby“ oder „Mein Gewebe wird weit und weich“ etc. zu verbinden. Die Glückshormone kamen gut gegen den Schmerz/Druck an.
Um 16:30 wurden die Wellen etwas schwächer, als ich von meiner Hebamme untersucht wurde. Der Muttermund war bei 1cm aber noch relativ weit hinter dem Köpfchen. Sie bot mir an, in der nächsten Wehenpause den Muttermund ein Stück nach vorne zu ziehen und etwas zu massieren. Das Angebot habe ich gerne angenommen, da es die Wirksamkeit der Wellen stark ankurbelt. Gegen 17:10 hat sie dies in einer Wellenpause gemacht und meinen Muttermund weiter vorne mit 3cm verlassen.
Als der Druck immer mehr zunahm, hat mein Partner, wie vorher abgesprochen, meine Endorphin-Produktion durch leichtes Küssen meines untern Rückens angekurbelt. Das hat er stundenlang ausgehalten, während ich die Wellen ausgehalten habe. Der Arme war total fertig nach der Geburt. Nur so war es mir möglich genug körpereigenes Schmerzmittel zu produzieren, um ein angenehmes Gefühl bzw. aushaltbare Wellen zu haben.
Um 19:30 hat sie mich nochmal untersucht und der Muttermund war dann auf natürlichen und stabilen 3cm relativ weit vorne. Sie hat nochmal etwas nachgeholfen, um ihn weiter nach vorne zu kriegen, aber da kam auch schon die nächste Welle und ich musste aufstehen und mich vor das Kinderbett knien.
Die Verschnaufpausen waren gefühlt nur noch 2-4 Minuten lang. Ich habe immer versucht im Bett meine Augen zu schließen und Kraft zu sammeln. Also bin immer zwischen Geburtsposition und Bett hin und her gewechselt. Jede 5. Welle bin ich in der Wellenpause auf Klo gerannt. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass später etwas rauskommt und natürlich dem Kind so viel Platz wie möglich verschaffen. Meistens kam aber garnichts.

Die nächste vaginale Untersuchung auch wieder ca. 2 Stunden später ergab den Befund, dass der Muttermund bei 7-8cm war.
Ab da wurde leider auch der Druck stärker und ich hatte bald eine Art Pressdrang, welchem ich aber unter keinen Umständen nachgeben sollte…das fiel mir extrem schwer und mich verließen da fast die Kräfte und Nerven, weil ich nicht 100%ig ausführen konnte, was meine Hebamme mir sagte. Dennoch habe ich mein Bestes gegeben und es schien genau richtig zu sein. Ich dachte während dieser Ohase, dass ein Pressen meinem Kind schaden könnte. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass es darum ging größere Verletzungen an meinem Körper vorzubeugen 😉
Als es dann in die Übergangsphase ging, wich das Tönen einem Schreien. Auch hier haben wieder mein Partner und ich gemeinsam das ganze Haus zusammen geschrien. Ich habe mich gefühlt wie eine starke Löwin und es hat mir wirklich Spaß gemacht aus voller Kehle zu brüllen! Wann darf man das denn schonmal machen? Das Pressen in der Austreibungsphase hat sich auch einfach richtig angefühlt und mit den Schreien harmoniert. Ich habe oft vorher gelesen, dass manche Frauen mit 3 Presswehen ausgekommen sind, bei mir waren es bestimmt mindestens 15-20 Presswehen und die Phase dauerte ca. 1,5 Stunden. Nachdem meine Hebamme nach den ersten 7 oder so sagte, der Kopf sei fast beim Damm angekommen kam ein kleines Gefühl der Ernüchterung, das aber durch eine platzende Fruchtblase direkt wieder weggewischt wurde. Geniales Gefühl, wenn ein kleiner Wasserfall zwischen den Beinen entspringt und einem klar wird da ist keine Haut mehr, die mich und mein Baby trennt! Jeder Fortschritt der Geburt hat mich ungemein motiviert und euphorisiert. Meine Hebamme hat präventiv den Damm mit warmen Kompressen gepflegt, um Geburtsverletzungen zu vermeiden. Außerdem hat sie das Köpfchen leicht in die richtige Stellung gestrichen, damit er mit dem geringsten Umfang den Damm passiert. Die letzten Presswellen hatten kaum noch eine Pause und ich wollte das Kind, wessen Köpfchen ich schon anfassen konnte, endlich in meine Arme schließen. Ich habe alles gegeben und noch lauter geschrien (für den Spaßfaktor und Druckausgleich, nicht unbedingt wegen des Schmerzes) In einwe Wehe flutschte sie dann auf die Welt und ich habe sie schnell genommen und an meine Brust gedrückt. Die Hebammen haben meinen Partner und mich ins Bett bewegt und eingekuschelt. Mein Partner und ich haben trotz der Heiserkeit vom Schreien für die Kleine und ihr sicheres Ankommen gesungen 🙂
Die Nabelschnur schien mir etwas gespannt, aber lang genug, um die
kleine Maus anzulegen. Ich hatte eigentlich geplant gehabt, das so genannte breast crawling zu machen, aber da alles neu für mich war und ich meine Maus schnell beruhigen wollte, habe ich sie mithilfe der Hebamme angelegt. Die Nachgeburt habe ich etwa nach einer Stunde gewagt. Meine Hebamme meinte, ich solle einfach wenn ich mich danach fühle, den Nachwehen nachgeben. Ich habe also einfach bei einer Wehe meine letzten Kräfte zusammengetrommelt und mitgeschoben, bis die Plazenta draußen war.
Alles in allem eine wundervolle Geburt und mein Partner und ich waren noch Tage und Wochen danach sehr beseelt.

Beste Grüße,
Mone

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