Die Geburt von Josh am 8. 2. 2014

Die Geburt von Josh am 8.2.2014
Meine älteste Tochter ist im Krankenhaus geboren, was für mich kein schönes Erlebnis war. Zur Begrüßung gleich eine Kanüle in den Arm; wechselnde Hebammen; Wehentropf; unfreundliche Ärztin; Hebammen, die nach Zigaretten rochen; Nachtschwester, die meinem Baby Fertignahrung gab, damit es nicht mehr schrie („die wird wohl nicht satt an der Brust“)… all dies verunsicherte mich total und macht mich im Nachhinein wirklich traurig, denn so einen stressigen Start und so eine verunsicherte Mutter hätte meine Tochter nicht haben müssen.


Meine zweite Tochter ist deswegen im Geburtshaus geboren… dies war eine wesentlich angenehmere Erfahrung, viel ruhiger, ungestörter. Nach drei Stunden konnten wir wieder nach Hause ins eigene Nest. Da das Geburtshaus nicht mehr existierte, stand für mich von Anfang der dritten Schwangerschaft fest, dass unser Sohn zu Hause geboren werden sollte.
Bis auf meinen Mann (der immer sehr entspannt sagte, er mache alles mit, solange ich mich dabei wohl fühle), reagierte mein Umfeld auf die geplante Hausgeburt größtenteils mit einer Mischung aus Unverständnis und Bewunderung… ich hingegen hatte nie das Gefühl, etwas Risikoreiches oder Leichtsinniges zu machen. Mein Herz und Bauch sagten: Ja, so soll es sein! Das ist gut und richtig!
So setzte ich mich mit den Hausgeburtshebammen in Verbindung und lernte so Vera kennen, die mich während der Schwangerschaft begleitete. Vera vermittelte mir mit ihrer Art irgendwie von Anfang an sofort das Gefühl, dass mein Vorhaben das normalste der Welt sei und bestärkte mich damit in meiner ohnehin schon inneren Gelassenheit.
Pünktlich zum Termin bekam ich nachts leichte, aber regelmäßige Wehen im Abstand von 15 Minuten, die mich aber noch nicht so in Beschlag nahmen, aber mir zeigten, dass es jetzt wohl langsam losgeht. Morgens auf der Toilette merke ich dann, dass der Schleimpfropf abgegangen war. Ich sagte meinem Mann, dass er lieber heute schon mal nicht zur Arbeit fährt, da ich mir sicher war, dass es heute losgeht. Ich schrieb Vera eine Vorwahn-SMS und bat später meine Mutter, die beiden Großen abzuholen. Mein Mann machte Feuer im Kachelofen und wir bereiteten alles für die Geburt vor. Die Wehen kamen allerdings jetzt nur noch zwei, drei Mal in der Stunde und waren auch nur noch ca. 10-15Sek. lang… also vieeel zu kurz, um etwas zu bewirken. Vera rief tagsüber zweimal an, um sich nach mir zu erkundigen… aber mein Zustand bliebt bis zum Abend unverändert. Mein Mann und ich verbrachten also den ganzen Tag wartend, aber entspannt auf unserem fertigen Geburtssofa… hier und da mal eine Wehe. Abends kam Vera kurz vorbei, um nach dem Muttermund zu schauen…. aber der war noch nicht mal auf. Irgendwie frustrierend… jetzt war der Muttermund noch nicht mal auf. Vera sagte, ich solle versuchen einfach zu schlafen, vielleicht gehe es dann heute Nacht los. Mein Mann und ich schauten abends noch einen Film und ich schlief irgendwann ein. Gegen 2:00h wachte ich mit kräftigeren Wehen auf, aber irgendwie immer noch mit dem Gedanken, dass es wohl noch nicht wirklich losgeht und sich alles noch hinzieht. Aber die Wehen wurden stärker und als sie im Abstand von 5 Minuten kamen (ich war irgendwie schon ganz abwesend) rief mein Mann um 03:00h Vera an, die sich sofort auf den Weg machte, nachdem sie meine Stimme hörte (sie scheint anhand meiner Stimme erkannt zu haben, wie die Lage ist… )
Ich lag auf dem Sofa und es fing schon an richtig nach unten zu drücken. Als Vera um 3:32h ankam, rief sie gleich Miriam an und kontrollierte zwischen zwei Wehen den Muttermund, der mittlerweile vollständig geöffnet war. Ich konnte das gar nicht glauben, dass es jetzt wirklich schon so weit war. Der Muttermund hatte sich quasi einfach im Schlaf komplett geöffnet (welch Vorteil es ist, dass man sich zuhause einfach richtig entspannen kann, im KH hätte ich niemals schlafen können). Vera fragte mich, ob ich auf dem Sofa bleiben will und ich fragte sie nach einem Geburtshocker, den sie dann schnell hinstellte. Mein (etwas verschlafener, müder) Mann setzte sich hinter mich und streichelte meinen Rücken. Die Fruchtblase platzte um 03:49h und zwei Presswehen später um 3:50h war Josh da. Wow! Ich war wirklich überrascht und konnte es noch gar nicht richtig fassen… das ging schnell. Vera sagte: „Also später hättet ihr mich nicht anrufen sollen“ und wir mussten alle lachen. Unser Sohn war kerngesund und kräftig. Vera gab ihn mir auf den Bauch und ich legte mich aufs Sofa, wo er mich erstmal schön vollkackte und pinkelte… was für eine Begrüßung. 😉
Als Miriam um 04:15h ankam, lag Josh schon an der ersten Brust und nuckelte. Nachdem die Plazenta da war und mein Mann die Nabelschnur durchtrennt hatte, half mir Vera zur Toilette und ich duschte dann gleich. Mir ging es erstaunlich gut und ich fühlte mich recht fit. Josh lag währenddessen friedlich auf Papas Oberkörper. Nach der U1 verabschiedete sich Miriam wieder und mein Mann, Josh und ich kuschelten uns wieder in unser Geburtsnest. Nachdem Vera nochmal nach meinem Uterus schaute und alles ok war, fuhr sie um 6:00h. Wir drei schlummerten gemütlich und entspannt bis in den späten Morgen. Als mein Mann aufwachte, fragte er mich scherzhaft: „Und, ist das Kind schon da?“ und ich sagte: „ja, wir haben vorhin einfach so mal eben ein Kind bekommen, Schatz“ 😉
„Einfach so“ ohne in Aufregung irgendwo zum Gebären hinfahren zu müssen.
„Einfach so“ zu Hause in unserem Wohnzimmer.
„Einfach so“ ohne großen medizinischen Aufwand.
„Einfach so“ danach in die eigene Bettwäsche kuscheln.
„Einfach so“… normal irgendwie.

Was für eine unkomplizierte, entspannte und irgendwie gemütliche Geburt!
Ich bekomme beim Schreiben Tränen in den Augen, ich bin sehr dankbar für diese wertvolle Erfahrung… und auch ein wenig wehmütig, dass ich nicht alle meine drei Kinder zu Hause geboren sind.
DANKE an Vera für ihre kompetente Betreuung, sie ist wirklich eine sehr professionelle Hebamme, die ganz viel Sicherheit vermittelt.
Erschreckend ist daher umso mehr für mich in welch negative Situation freiberufliche Hebammen momentan in Deutschland gebracht werden… ich hoffe sehr, dass die Politik eine schnelle Lösung für den Versicherungsschutz findet und dieser wichtige Beruf nicht vernichtet wird und jede Frau weiterhin selber entscheiden kann, wo sie entbinden möchte.
Denn: „Es ist nicht egal, wie wir geboren werden!“ (Michael Odent)

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