Die Traumgeburt unseres dritten Kindes

Ich hatte vorher nie so recht glauben können, dass es richtige „Traumgeburten“ gibt.

Aber dieses Mal durfte ich tatsächlich eine Traumgeburt erleben!

Nachdem ich mich 3 Tage nach dem ET bereits gefühlt mehrere Tage in einer Art Latenzphase befand und langsam mit der Geduld am Ende war, fragte ich Meike nach einem kleinen Anstupser durch Rhizinusöl. Wir besprachen Vor- und Nachteile – Meike legte mir sehr ans Herz, noch etwas auf den natürlichen Beginn der Geburt zu warten. Am Ende entschieden wir uns dann tatsächlich, noch zu warten. Ich bin im Nachhinein unendlich dankbar und froh, dass Meike mir gut zugeredet hat, nicht in den Geburtsprozess „reinzupfuschen“!

Es gingen nämlich bereits in der folgenden Nacht um 4h richtige Wehen los. Ich wusste sofort, dass mein Kind und mein Körper nun loslegen und freute mich auf unser Baby!

Um 5.30h weckte ich meinen Mann, da die Wehen stärker wurden und ich mir seine Begleitung wünschte. So konnte auch er sich langsam auf den Geburtsbeginn einstimmen. Um 6.30h standen wir auf, die Wehen kamen alle 5-6 Minuten. Ich duschte noch schnell und merkte, dass die Wehen rasant an Stärke zunahmen und auch bereits alle 2 Minuten einsetzten. Mein Mann rief Meike an und sie machte sich sofort auf den Weg. Auch die Oma wurde informiert, um die beiden großen Geschwister abzuholen. Ich schlüpfte irgendwie nochmal aus der Rolle der Gebärenden in die Rolle als Mutter und half noch, die Kinder zu wecken, ihnen die Situation zu erklären und Sachen für die beiden zu packen. Die Wehen ließen in dieser Zeit wieder etwas nach – als wenn mein Körper auf mich hören und meine Prioritäten achten würde!

Als ich soweit fertig war mit den Vorbereitungen für die Großen und die Wehen wieder stärker wurden, zog ich mich ins vorbereitete Geburtszimmer zurück. Ich wusste, dass die Kinder nun gut versorgt sind, hängte mich in die Hängematte und schaltete in den „Geburtsmodus“. Sofort wurden die Wehen stärker!

Als Meike den Raum betrat und mich begrüßte, nahmen die Wehen erneut an Stärke zu. Es war wie ein Geburtsbeginn in Etappen – mit jeder erreichten Etappe konnte ich mich mehr fallen lassen und der Körper reagierte mit entsprechenden Wehen.

Als die Kinder außer Haus waren und mein Mann dazukam, musste ich die Wehen bereits stark veratmen. Sie waren jedoch (gefühlt?) immer nur sehr kurz und die Pausen dazwischen lang genug, um wieder zu entspannen.

Irgendwie wurde ich in den Wehenpausen etwas weinerlich und fühlte mich auf seltsame Art  schwach in den Armen und hatte etwas Kopfschmerzen. Ich hatte in dem Moment auch etwas Angst vor dem, was noch kommt. Meike sprach mir Mut zu und sagte, dass ich die Wehen ganz toll veratmen würde und erinnerte mich daran, dass ich bald mein Baby im Arm halten werde. Mir halfen diese Worte sehr. Ich versuchte, mich immer auf den Moment zu konzentrieren und nicht an das zu denken, was vielleicht noch kommt oder passieren könnte.

Die Wehen waren stark und ich wurde beim Veratmen lauter,  aber nach jeder Wehe befand ich sie jedes Mal im Nachhinein wiederum als gut aushaltbar und durchaus steigerungsfähig. Ich versuchte verschiedene Positionen, war im Vierfüßler, hing auf den Knien mit dem Oberkörper in der Hängematte und hielt längere Zeit auf den Knien meinen Mann eng umschlungen. Ich versuchte auch, mich hinzulegen, aber da waren die Schmerzen zu stark und ich zu unbeweglich. Ich ging dann auf dem Bett in den Vierfüßler und blieb so.

Die 2. Hebamme Gesa war längst da, ich hatte ihre Ankunft aber gar nicht richtig wahrgenommen.

Meike überprüfte immer wieder die Herztöne und dass diese jedes Mal gut waren, beruhigte mich sehr. Meike fragte mehrmals vorsichtig, ob ich vielleicht mal meine Hose ausziehen möchte, aber mir war das zu viel Getüdel in dem Moment und ich lehnte immer wieder ab. Darüber schmunzelten alle und ich dachte mir nur, dass ich gerade alles Recht der Welt habe, meinen Kopf durchzusetzen. Ich wusste innerlich außerdem, dass ich noch Zeit hatte.

Als ich merkte, dass langsam Presswehen einsetzten und Meike anbot, nach dem Muttermund zu fühlen, ließ ich mir schließlich doch die Hose ausziehen, denn ich ging davon aus, dass es nun schon der „Endspurt“ war. Der Muttermund war vollständig geöffnet und ich konnte langsam anfangen, zu pressen.  

Ich empfand diese Austrittsphase als absolut irre: Ich spürte alles ganz genau – wie sich das Köpfchen langsam durch den Geburtskanal schob, wie mein Bauch das Baby von oben herunterdrückte. Meike gab mir Gegendruck am Po und das tat sehr gut. Als das Köpfchen am Steißbein vorbeirutschte, hatte ich leichte Schmerzen – ein einziger Wink zu Meike und sie hörte sofort auf mit dem Gegendruck. Ich presste in diesem Moment langsamer und so war es gut auszuhalten. Über dieses Gefühl der Kontrolle und „Steuerungsfähigkeit“ war ich selbst sehr erstaunt. Meike setzte von alleine im richtigen Moment wieder den Gegendruck fort. Der Kopf rutschte immer tiefer. Ich zog mit Hilfe mein Oberteil aus, um mein Baby bald ohne Kleidung in den Arm nehmen zu können.

Ich wünschte mir, dass die Fruchtblase platzt. Kurze Zeit später platzte sie tatsächlich, es kam nur wenig Fruchtwasser, da der Kopf bereits alles verschloss. Beim Austreten des Köpfchens merkte ich, wie der Druck zunahm, ich tönte immer lauter und auch tiefer mit einer Stimme, die ich gar nicht von mir kannte. Dennoch empfand ich die Wehen durchgängig als gut auszuhalten. Wenn ich nicht immer über eine mögliche Steigerung von Schmerzen nachgedacht hätte, hätte ich diese Austrittsphase vielleicht sogar richtig genießen können!

Das Köpfchen trat langsam heraus und Meike sagte, dass ich nun langsamer pressen sollte. Ich war tatsächlich in der Lage, durch meine Atmung das Pressen zu verlangsamen und fühlte mich dabei unendlich stark und selbstbestimmt. Als das Köpfchen fast raus war und ich merkte, wie die Wehen nachließen, bat ich mich innerlich um eine letzte kleine Wehe, damit der Kopf nicht wieder zurückrutschte. Und tatsächlich – mit minimaler „Verspätung“ schenkte mir mein Körper eine letzte kleine Wehe, die mir reichte, um den Kopf vollständig rauszudrücken. Es tat nicht wirklich weh. Ich hatte mich aber auch darauf verlassen, da ich zuvor gewissenhaft meinen Damm massiert und gedehnt hatte und dabei bereits merkte, dass mein Gewebe wirklich weit und extrem dehnbar ist. Ich war mir ganz sicher, dass ich keine Verletzungen davontragen würde und traute mich dadurch ganz bewusst, das Köpfchen rauszudrücken.

Als der Kopf raus war, war ich so stark, mir das anzuschauen und diesen Anblick werde ich nie vergessen! Ich sah meine Tochter und wusste, dass ich sie gleich im Arm halten werde. Ich spürte in dem Moment keinerlei Schmerzen mehr, nur gut aushaltbaren Druck und Dehnung. Die nächste Wehe kam und ich presste unsere Tochter raus! Sie wurde ordentlich mit Fruchtwasser „geduscht“ und ich rutschte auf dem Vierfüßler nach hinten, um sie mir anzuschauen. Was für ein Wunder! Da lag sie! Wir hatten es geschafft! Ich hatte die ganze Zeit Kontrolle über diese Geburt! Ich nahm unsere Tochter selbst langsam und sanft auf und schloss sie in meine Arme. Ein unbeschreibliches Gefühl. Ein absolut magischer Moment!

Vom Beginn der Presswehen bis zur Geburt vergingen nur ca. 15 Minuten!

Wir legten uns hin und die Kleine schrie kurz. Sie war rosig und einfach nur wunderschön. Wir wickelten uns in warme Handtücher und waren überwältigt. Sie fing sofort an, die Brust zu suchen und ich legte sie an. Zunächst tröpfelte ich ihr Kolostrum in den Mund. Und als hätten wir nie etwas anderes gemacht, fing sie kurze Zeit spät an zu trinken. Ich hatte sehr viel Kolostrum, dass wir sie richtig schlucken und gluckern hörten und dass es ihr aus dem Mundwinkel herauslief.

Die Zeit stand still und ich war so überglücklich!

Dass die Plazenta noch raus musste, hatte ich aber im Hinterkopf und hoffte so sehr, dass auch dies reibungslos klappen würde. Sie ließ eine Stunde auf sich warten und kam nicht – ich hatte aber auch überhaupt keine Nachwehen. Ich gab meinem Mann das Baby und versuchte erfolglos ein paar verschiedene Positionen. Schließlich spritzte mir Meike Oxytocin (als hätte ich davon nicht genug intus?), und das wirkte innerhalb von Sekunden: Nachwehen setzten ein und ich konnte die Plazenta sofort rausdrücken, es war seit der Spritze eine knappe Minute vergangen! Irgendwie war ich dabei wieder etwas instabiler und weinerlich, aber Meike redete mir gut zu und natürlich flutschte es reibungslos. Als Meike die Plazenta  untersuchte und als vollständig bewertete, konnte ich mich vollends fallen lassen und war so, so, so unendlich glücklich, überwältigt, dankbar und stolz. Ich ging kurz duschen und auf Toilette – nichts tat weh, nichts brannte, ich fühlte mich kraftvoll und fit – und dann wechselten wir den Raum (ich stieg dafür problemlos zwei Stockwerke höher) und wir kuschelten uns zu dritt ins Schlafzimmer. Unsere Tochter schlief in meinem Arm ein und ich konnte mein Glück nicht fassen.

Die Hausgeburt hatte geklappt! Es gab keine Komplikationen! Ich hatte überhaupt nicht geblutet. Die Wehen waren stark, aber zu jeder Zeit gut auszuhalten. Ich hatte die gesamte Geburt über die Kontrolle über den Prozess in meinem Körper, ich spürte alles, ich konnte alles steuern! Ich hatte keine Verletzungen davongetragen! Ich fühlte mich die ganze Zeit sicher mit den beiden Hebammen an meiner Seite. Meike war mir so vertraut, dass ich mich voll und ganz fallen lassen konnte. Sie wusste zu jeder Zeit, was zu tun war, sie fand immer die richtigen Worte, machte immer die richtigen Handgriffe, traf immer die richtigen Entscheidungen. Ich kann meinen Dank ihr gegenüber nicht in Worte fassen.

Diese war von allen drei Geburten mit Abstand die Beste – und das, obwohl die anderen Geburten ebenfalls schnell und komplikationsfrei abliefen (1x Geburtshaus und 1x zu Hause). Bei den anderen beiden Geburten hatte ich am Ende irgendwie die Kontrolle über meinen Körper verloren und beide Male wurde ich mit dem Satz „Das Köpfchen ist schon raus!“ völlig überrascht und überrumpelt, weil ich das nicht gespürt hatte bzw. nicht einordnen konnte. Dieses Mal habe ich von Anfang bis Ende alles ganz bewusst wahrgenommen und gesteuert.

Ich denke, es lag vielleicht auch daran, dass ich zum ersten Mal ohne „Anstupser“ gebären konnte. Bei den letzten beiden Geburten gab es einmal einen Einlauf und einmal Rhizinusöl und vielleicht hat mir das alles etwas durcheinandergebracht und mir etwas Kontrolle über den Prozess genommen?

Unsere Familie ist nun mit 3 Kindern komplett und ich werde mein Leben lang von diesem einzigartigen, kraftvollen Erlebnis zehren. Es war eine absolute Traumgeburt und ich werde für immer unendlich dankbar dafür sein, dass ich dies so erleben durfte.

Ein perfekter Start ins Leben für unsere kleine Tochter und für uns als Großfamilie!

Vielen, vielen Dank, liebe Meike!

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