Nach dem ersten Besuch bei der Frauenärztin in der Schwangerschaft war ich sehr unzufrieden. Viele Fragen waren ungeklärt und ich hatte auch nicht das Gefühl, wirklich ernst genommen zu werden. Von einer Freundin, die eine Hausgeburt bei Judith hatte, bekam ich dann den Tipp, mal in die offene Hebammensprechstunde zu gehen. Dort trafen wir Vera Krause das erste Mal. Von da an machte ich die ganze Vorsorge bei ihr. Im Laufe der Schwangerschaft setzten mein Mann und ich uns dann auch mit einer Hausgeburt auseinander und je näher der Entbindungstermin rückte, desto größer wurde der Wunsch, unser Kind in den eigenen vier Wänden, weit weg von der Klinikroutine, zur Welt zu bringen.
Wir sind sehr glücklich, dass mit der Geburt im eigenen Wohnzimmer alles so gut geklappt hat und können uns nichts anderes mehr vorstellen!!
Am Abend vor der Geburt hatten wir noch Besuch von einem Freund. Um ca. 22:00 Uhr spürte ich die erste Wehe. Mir war sofort klar, dass das jetzt eine „richtige“ Wehe war. Wir verabschiedeten also unseren Besuch und ich räumte noch die Überreste des gemeinsamen Abendessens weg, wobei ich immer wieder von Wehen unterbrochen wurde. Dann machte ich mir eine Wärmflasche und legte mich ins Bett, um noch einmal zu schlafen. Das hatte Vera bei einem Wehenbeginn am späten Abend oder in der Nacht empfohlen. Im Bett war jedoch an Schlaf nicht zu denken und durch die Intensität der Wehen war ich auch nicht in der Lage, die Dauer und den Abstand richtig einzuschätzen. Mir war klar, dass das mit dem Schlafen wohl erstmal nichts mehr werden würde… Ich rief also meinen Mann ins obere Stockwerk und wir stellten fest, dass die Wehen bereits im Abstand von 2 Minuten kamen und jeweils ca. 1,5 Minuten anhielten. Wir beschlossen, Vera sofort (um 23:00 Uhr) über den Pieper zu benachrichtigen. Nach ihrem Rückruf machte sie sich sofort auf den Weg. Ich zog mit meiner Wärmflasche und einer Kuscheldecke auf das ausgezogene Wohnzimmersofa um und mein Mann kümmerte sich um die letzten Vorbereitungen für die Geburt. Dann machte er sich daran, das geliehene Geburtsbecken mit Wasser zu befüllen. Als Vera kam, stellte sie fest, dass der Muttermund bereits 6 cm geöffnet war. Ich kann mich daran erinnern, dass ich überrascht war, „schon über die Hälfte geschafft zu haben“. (Im Geburtsvorbereitungskurs hatte man uns erzählt, dass man bei der ersten Geburt pro cm ca. 1 Stunde rechnen könnte…). Ich lag weiter auf dem Sofa und veratmete meine Wehen und war dankbar, dabei in Ruhe gelassen zu werden. Die Wehen verursachten bei mir Übelkeit, gegen die Vera mir Globuli gab. Nur schleierhaft bekam ich mit, dass mein Mann mit dem Wasserbecken kämpfte, da die Gastherme auf Störung gesprungen und nun das Beckens mit eisigem Wasser gefüllt war. Mit allem, was er zur Verfügung hatte, bemühte er sich, unterstützt von Vera, das Wasser auf Temperatur zu bringen. Kurze Zeit später spürte ich eine innerliche Erschütterung. Das war die Fruchtblase, die geplatzt war. Dann war auch das Geburtsbecken endlich mit so viel warmem Wasser gefüllt, dass ich hineinsteigen konnte. Irgendwann kam auch Meike dazu. Als die ersten Presswehen kamen, überfiel mich plötzlich große diffuse Angst. Ich kann auch gar nicht sagen, vor was ich mich fürchtete. Hier tat mir der Zuspruch von Vera und meinem Mann sehr gut und ich war sehr froh und dankbar, dass die beiden nicht von meiner Seite wichen. Leider wurden die Wehen im Geburtsbecken schwächer, sodass ich wieder auf das Sofa umzog und von Vera ein pflanzliches Mittel zur Anregung der Wehentätigkeit bekam. Die beiden Hebammen und mein Mann ermutigten mich beim Pressen und Meike hielt mein Bein, da ich darin ab und zu einen Krampf hatte. Bald konnte man das Köpfchen spüren. Trotzdem ging es nicht so recht vorwärts, sodass ich auf den Gebärhocker umzog. Das Sitzen auf dem Hocker fand ich sehr angenehm. Dort hatte ich keine Krämpfe mehr und das Pressen ging auf einmal viel leichter. Jetzt ging alles sehr schnell. Wenige Wehen später schaute der Kopf unseres Kindes heraus. Ich weiß noch, dass ich dachte: „Du kannst das Kind doch hier nicht stecken lassen“ und es mit einer Wehe hinausschob. So kam Elana um 2:04 Uhr zur Welt. Es war wirklich sehr faszinierend und beeindruckend, das kleine Wesen, das ich schon über so lange Zeit in mir gespürt hatte, endlich zu sehen. Vera trocknete mit einem Handtuch die gröbsten Blutreste von Elana ab und ich bekam sie auf den Bauch. Nachdem mit der Geburt ein Schwall Blut aus mir herausgeschossen war, halfen mir Vera und Meike mich sofort hinzulegen. Mein Mann und ich bewunderten unser Kind, das an der Nabelschnur auf meinem Bauch lag. Im Liegen wurde die Blutung sofort schwächer und kurze Zeit später kam durch leichtes Drücken die Nachgeburt. Dann verließen Vera und Meike das Zimmer. Mein Mann und ich durften unsere Tochter erst einmal ganz in Ruhe begrüßen. Mein Mann durfte anschließend die Nabelschnur durchtrennen. Vera zeigte mir das richtige Anlegen an die Brust. Später wog sie die kleine Elana und maß die Länge direkt neben uns auf dem Bett sitzend. Hier wusch sie auch mit einem Waschlappen vorsichtig die letzten Blutreste vom Köpfchen ab. Anschließend machten wir uns gemeinsam auf den Weg ins Schlafzimmer und Elana durfte die erste Nacht bei meinem Mann und mir im Bett verbringen.
Ich muss sagen, dass ich die vertraute Atmosphäre zu Hause während der Geburt und auch im Wochenbett sehr genossen habe. Durch die Anwesenheit und Hilfe von Vera (und auch Meike) fühlte ich mich stets sicher und alles fühlte sich so „natürlich“ an. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es mir mit der Panik in der Klinik ergangen wäre, wo die Hebamme in der Regel ja nicht durchgängig anwesend ist und ich diese auch nicht kenne. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ich diese Panikattacke nicht so leicht in den Griff bekommen.
Ich kann mir eine Geburt inzwischen nicht schöner vorstellen als zu Hause.