Ein wunderschönes Erlebnis: Fridas Geburt zu Hause „Dort, wo zwei Menschen sich lieben, sollte auch der Platz zum gebären sein“ (Michel Odent, Gynäkologe aus Frankreich)
Vor meiner Schwangerschaft mit Frida habe ich das Thema Hausgeburt immer mit eingefleischten „ökos“ in Verbindung gebracht. Meinen Erstgeborenen habe ich 2004 in der Asklepiosklinikin Parchim, Mecklenburg Vorpommern auf die Welt gebracht. Ich hatte an jenem Tag absolutes Glück und es war außer mir keine andere Frau am gebären, es war sehr ruhig auf der Station und ich wurde sehr gut betreut. Eine Hausgeburt kam mir damals mit Nils gar nicht in den Sinn, weil es nun mal einfach nicht üblich war, es auch keine Hebamme dort gab, die eine Hausgeburt betreut hätte.
Als ich mir während der Schwangerschaft mit Frida mal zu Hause in Ruhe ein Vollbad gegönnt habe, leise im Hintergrund die Musik von Loreena McKennit, die ja nun mal sehr sphärisch klingt, stellte ich mir vor, wie es wäre, zu Hause in der Wanne das Kind zu bekommen.
Diese Idee gefiel mir immer besser: keine Klinikhektik, eine vertraute Umgebung, entspannte Atmosphäre und vor allen Dingen: Bewegungsfreiheit, die ich bei meiner ersten Geburt leider nicht hatte, weil meine Hebamme damals der Meinung war, mich unbedingt an den Tropf hängen zu müssen und mir wehenfördernde Mittel zu verabreichen, obwohl die Geburt eigentlich spontan begann und es keine Komplikationen gab, die die Gabe eines Medikamentes gerechtfertigt hätten. Wie auch immer, auch Henning war von dieser Idee gleich begeistert. Also fahndete ich im Internet nach einer sympathischen Hausgeburtshebamme und landete prompt auf der Internetseite des Hausgeburtsteams „Hand-in-Hand“. Gesagt getan, ich entschied mich spontan für Vera Krause, ein erstes Treffen fand statt und Henning und ich fanden sie auf Anhieb sympathisch, fühlten uns gut beraten und in unserer Entscheidung für die Hausgeburt absolut bestätigt. Nachdem ich mir bezüglich der Wahl meines Geburtsortes und meiner Empfindung, dass mein Frauenarzt für meinen Geschmack viel zu oft ultraschallt, mit eben diesem nicht so einig geworden bin, habe ich für mich beschlossen, weitere Untersuchungen von Vera durchführen zu lassen. Die Schwangerschaft verlief soweit problemlos und nachdem Frida sich artig wieder richtig rum gedreht hat, gab es auch keine Kontraindikation gegen eine Hausgeburt mehr. Also arbeiteten wir die To-Do-Liste für die Geburt ab und stellten fest: „da kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen!“
Der Termin rückte allmählich näher, wir blieben trotzdem sehr gelassen, weil wir dachten, unser Kind würde den Termin sowieso verschlafen. „Denkste“, meinte aber unsere Frida und überraschte uns am 19. Januar im Jahre des Herren 2009, 2 1/2 Wochen vor dem Entbindungstermin. Da wir ja dachten, unser gnädiges Fräulein würde auf sich warten lassen, hatten wir den Wandwickelschrank noch gar nicht montiert, noch keinen Heizkörper im Badezimmer installiert und eine private Fotosession mit Dickbauch bzw. Gipsabdruck hat leider auch nicht mehr stattgefunden. Ich wachte also morgens kurz vor 5:00 in einer Pfütze auf und brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass dies Fruchtwasser war und mir da nicht aus Versehen ein Malheur passiert ist. Im nächsten Moment fand ich diesen Gedanken sehr amüsant und schließlich weckte ich kichernd Henning. Der guckte mich etwas verpennt und ungläubig an, als ich ihm mitteilte, dass „ich gerade auslaufe“, dann stand er auf und begann hektisch in einem Anfall von Nestbautrieb die Wohnung durchzuwischen, die Folien und Laken auszulegen, kochte mir einen Tee und ich piepste unterdessen gemütlich Vera an, denn nach dem Blasensprung hatte ich prompt Wehen. Mit meiner Einschätzung, dass Frida bis 9:00 da ist, lag ich auch gar nicht mal so verkehrt. Vera machte sich also auf den Weg, meine Wehen kommen in kurzen Abständen von nicht mal 5 Minuten, die ich aber noch ganz gut wegstecke. Als Vera dann ankam, ging ich erst mal in die Wanne, wo sich die Wehen noch ganz entspannt wegatmen ließen. Bald darauf machte sich dann die erste Austreibungswehe bemerkbar, doch die liegende Haltung in der Wanne war nicht wirklich förderlich, also raus aus der Wanne und Umzug ins Wohnzimmer, wo Vera und Henning schon eine richtige schöne „Geburtslandschaft“ für mich vorbereitet haben. Inzwischen ist auch Judith als zweite Hebamme dazugekommen. Tja, und dann war die liebe Frida auch schon fast geboren (nun waren wir ja endlich alle komplett). Genauer gesagt: Ich nutzte im Grunde eine ganze Wehe soweit aus, dass ich Frida im Vierfüßlerstand, wohlgemerkt, mit nur einer Wehe auf die Welt befördern konnte. Juhu, und da war sie: 8:21, unsere kleine Frida, 49 cm groß, 3040g schwer, eine süße kleine Püppi. In der ganzen Hektik konnte ich erst mal gar nicht sehen, was wir denn nun haben, das Geschlecht unseres Kindes sollte nämlich bis zur Geburt eine überraschung sein. Also ein zweiter gespannter Blick und siehe da: EIN MÄDCHEN! Was ich sehr zu schätzen wusste war, dass unsere kleine nicht erst mal von mir weggeschleppt wurde zur Untersuchung, sondern ich war sozusagen in der ersten Reihe mit dabei, aufmerksam und gespannt wie ein Flitzebogen, denn als Arzthelferin will man natürlich alles ganz genau sehen und wissen, was mit dem Zwerg alles gemacht wird. Auch Fridas „Geburtstagskuchen“ kam ohne Probleme, Henning hat abgenabelt, alles super! Die Plazenta soll nun im Frühling der „Dünger“ für Fridas „Lebensbaum“ werden. Tja, ein leichter Dammriss wurde noch versorgt, nach mehreren Anlegeversuchen hat Frida dann doch noch ein wenig an der Brust getrunken (später stellte sich heraus, dass sie eine Trinkschwäche hatte, was das Stillen im Allgemeinen noch erschwert hat), dann haben wir uns von unseren lieben Hebammen verabschiedet und die Ruhe und die neuen Gefühle genossen.
Alles in allem fand ich die Geburt wunderschön, die Hausgeburt war für uns genau die richtige Entscheidung, ich habe mich unter der Betreuung von Vera und Judith sehr wohl und sicher gefühlt und bin überhaupt mit dem Vertrauen in die Natur ganz gelassen an die Sache rangegangen. Im übrigen kommt noch hinzu, dass ich ja schon einmal ein Kind bekommen habe und somit wusste, was auf mich zukommt. Bei der Nachsorge hat mir Vera mit guten Tipps in dem Kampf gegen Fridas Saugschwäche beigestanden, auch hier wieder ein dickes Lob an Vera! Nach 8 Wochen hin und her, zwischen zeit- und nervenraubendem Abpumpen, Flasche füttern, mit Brusternährungsset füttern und immer wieder probieren trinkt unsere Maus endlich ordentlich an der Brust und kommt so ihrer „Aufgabe“ als SÄUGLING nach.
Veras Arbeit hat mich übrigens sehr inspiriert, seit langem überlege ich nun schon, dass ich doch noch mal eine Ausbildung zur Hebamme machen möchte und hoffe nun auf eine Stelle.
An dieser Stelle nochmals VIELEN DANK für alles und ein DICKES LOB an Vera und Judith, sollte in meinem Bekanntenkreis mal jemand eine Hebamme brauchen, dann werde ich euch wärmstens empfehlen!
Eure „Pätschwörkfamilie“ Frida, Nils, Rhoda, Henning und Sophie