Meine erste Schwangerschaft 2011 war schön und ohne Komplikationen. Ich freute mich sehr auf die Geburt unserer Tochter. Da ich mich sehr unwohl in Krankenhäusern fühle, beschlossen mein Mann und ich, unsere Tochter in einem Geburtshaus auf die Welt zu bringen.
Eine Hausgeburt konnte ich mir nicht vorstellen, da wir zu dieser Zeit noch in einer Mietwohnung lebten. Alles stand schon fest, doch dann schloss das Geburtshaus unerwartet. Wir mussten also ins Krankenhaus. Und da war es einfach nur furchtbar. Ich hatte einen Blasensprung, nur leider ließen die Wehen auf sich warten. Nach 18 Stunden, mit nur leichten Wehen, wurde die Geburt dann eingeleitet. Ich bekam eine Tablette in den Muttermund und nach 10 Minuten ging es mit heftigen Wehen los. Zuerst unregelmäßig und dann durchgehend. Ich hatte kaum Pausen und konnte nur noch schwer atmen. Dann musste ich auch noch spucken. Die Herztöne von unserer Tochter waren plötzlich weg, die Hebamme schmiss sich auf meinen Bauch. Es knackte. Der Arzt wurde hektisch, schnitt, nahm die Zange und zog unsere Tochter nach 25 Stunden mit der Nabelschnur um Hals und in Querlage heraus. Mit einer angebrochenen Rippe und einem riesen Dammschnitt wurden wir 3 traumatisiert nach Haus geschickt. Für mich stand fest, dass ich nie wieder ein Kind bekommen möchte.
Nach einer Wochenbettdepression und einer erfolgreichen Therapie wollten wir dann doch ein weiteres Kind bekommen. Ich wurde wieder schwanger, wir freuten uns sehr, doch konnte ich nur an die schreckliche Geburt denken. Es stand fest, dass wir unser Kind dieses Mal zu Hause bekommen wollten. Wir hatten nun ein Haus, wo wir uns sehr wohl fühlen und nur hier kam es für mich in Frage unsere Leni auf die Welt zu bringen. Ich hatte so viel Angst vor der Geburt, dass ich mir zwischenzeitlich einen Kaiserschnitt gewünscht habe und auch leider Gedanken hatte, nicht mehr schwanger sein zu wollen, damit ich nicht noch einmal so eine Geburt durchmachen müsse. Doch die vielen Gespräche mit Vera und Miriam und auch die Erfahrungsberichte nahmen mir die Angst und ich konnte die Geburt unserer Tochter kaum mehr abwarten.
Nach 12 Tagen über dem errechneten ET beschlossen Vera und ich mit Rizinusöl einzuleiten. Mein Mann bereitete mir abends um 22 Uhr ein Rührei mit dem Öl zu. Es dauerte keine halbe Stunde und ich bekam leichte Wehen. Dann leichte Blutungen. Ich rief Vera an, weil ich mir wegen den Blutungen unsicher war. Aber sie beruhigte mich und wir machten aus, dass ich mich später nochmal melde. Ich hatte alle zehn Minuten leichte Wehen. Mein Mann zündete im ganzen Wohnzimmer Kerzen an, deckte unser Sofa ab und streichelte mich. Wir wurden müde und gingen ins Bett. Um 1:30 Uhr wachte ich mit mittelmäßigen Wehen auf. Ich ließ meinen Mann schlafen und ging ins Badezimmer, um Wasser in die Badewanne zu lassen, da hatte ich total Lust drin zu liegen. Es war sehr entspannend und ich fand es total toll niemanden fragen zu müssen, ob ich in die Wanne gehen darf, sondern einfach das zu machen wonach mir gerade ist. Die Wehen kamen nun alle 5 Minuten und wurden stärker. Ich erinnerte mich an meine Yogakurse die ich in der Schwangerschaft gemacht habe und atmete die Wehen gut weg. Um 3:00 Uhr kam mein Mann ins Bad, darüber war ich froh, denn ich musste aufs Klo. Er fragte mich, seit wann ich in der Wanne liege und ich erschrak selbst ein wenig. Seit eineinhalb Stunden. Er holte mich aus der Wanne heraus und plötzlich kamen die Wehen alle 3 Minuten. Er sagte dann „Ich glaube wir rufen mal Vera an“. Es war kurz vor 5 Uhr, wir telefonierten und sie sagte zu mir, sie macht sich auf den Weg. Sie kam um 5.25 Uhr, sie war so schnell da, sie muss an meiner Stimme gehört haben, dass sie nicht mehr viel Zeit hat. Wir gingen langsam runter und sie untersuchte mich. Ich war sehr erleichtert, als mir Vera sagte, dass der Muttermund bereits 8 cm geöffnet sei. Ich stand auf und wollte wieder in die Wanne, aber das habe ich nicht mehr geschafft. Ich hatte so einen starken Druck nach unten, dass ich dachte, ich müsse aufs Klo, aber Vera sagte, das ist dein Baby, was drückt. Es war ein neues Gefühl für mich, weil ich bei meiner ersten Tochter eine PDA hatte. Ich schrie meinen Mann an, dass er sich auf das Sofa setzen sollte. Ich ging ohne darüber nachzudenken in den Vierfüßlerstand und hielt mich an meinem Mann fest. Die Wehen wurden so heftig und ich wollte drücken aber traute mich nicht. Vera motivierte mich zu pressen. Dann platzte meine Fruchtblase und ich konnte gar nicht mehr anders als zu pressen. Ich schrie und lies all meine Gefühle und Ängste, die ich durch die erste Geburt hatte raus. Nach ein paar Presswehen war unsere Tochter da. Sie lag zwischen meinen Beinen auf dem Boden und ich nahm sie gleich zu mir auf die Brust. Vera half mir aufs Sofa zu meinem Mann, der völlig überwältigt war. Wir kuschelten uns aufs Sofa und heulten erstmal vor Glück. Dann kam auch Miriam und freute sich mit uns. Mein Mann und ich kuschelten mit unserer Tochter im Arm und genossen die Ruhe. Wir sind so glücklich, dass wir unsere Tochter zu Hause gebären durften, ganz ohne Stress und ohne Eingreifen von Ärzten. Danke liebe Vera und Miriam, dass wir das mit Euch erleben durften.