Geburtsbericht – eine Hausgeburt mit Verlegung


22.05. (SSW 40+3) Heute muss ich zum Frauenarzt, die ärztliche 3-Tage-über-Termin Kontrolle. Der Termin strengt mich an, danach fühle ich mich schlapp und müde und wieder erkältet. Zu Hause schlafe ich fast den gesamten Rest des Nachmittags. Gegen Abend geht es mir wieder besser, ich werde nochmal ein wenig aktiv und räume rum, bevor ich ins Bett gehe. Ich kann allerdings nicht schlafen und lese bis 3Uhr morgens.
23.05. (SSW 40+4) Ich wache um 7Uhr morgens auf und gehe zur Toilette. Ich freue mich darauf weiterzuschlafen, denn ich bin noch ziemlich müde und platt, habe Halsschmerzen. Allerdings fängt es nach dem Toilettengang im Bauch an zu ziehen. Ich probiere, wieder einzuschlafen – geht nicht. Höchstens ein Wegdämmern in den schmerzfreien Intervallen. Ich stehe auf und informiere meinen Marius (meinen Mann) und Anna (meine Mitbewohnerin) und lege mich wieder hin. So döse ich zwischen den Wehen vor mich hin. Die Abstände sind sehr unterschiedlich, mal mehr als eine halbe Stunde, mal weniger. Um 11Uhr beschließe ich, dass die Wehen regelmäßig genug sind und scheinbar erstmal nicht mehr weggehen, rufe Vera an und warne sie vor. So vergeht der Vormittag, die Wehen sind auszuhalten, ich versuche, mich in den Pausen zu erholen – so richtig will das allerdings nicht klappen.
Gegen Mittag werden die Wehen stärker, ich kann schon nicht mehr immer liegen bleiben und veratme/vertöne sie im Vierfüßlerstand. Das geht ganz gut. Allerdings bin ich nach jeder Wehe so erschöpft, dass ich mich gleich wieder hinlege. Mir ist kalt und ich zittere. Irgendwann zwischendrin hat mein Mann angefangen, dass Zimmer aufzuräumen, schön zu machen und herzurichten. So ganz mitbekommen habe ich es nicht. Um 14:30 rufen wir Vera an und bitten sie zu kommen. Ich gehe weiterhin für die Wehen in den Vierfüßlerstand und lege mich in den Pausen wieder hin. Die Wehen machen mich wirklich fertig, mir ist schlecht, ich zittere, ich brauche die Pausen im Liegen. Sehr unangenehm ist, dass die Gebärmutter auch nach der Wehe noch schmerzt und der Schmerz in der Pause erst so langsam abflaut. Eine Stunde später ist Vera da und kontrolliert Herztöne und Muttermund, der schon bei 8cm geöffnet ist. Allerdings liegt das Kind noch nicht richtig im Beckeneingang, Körper und Kopf müssen sich noch drehen. Nach einem Einlauf probieren wir erst Seitenlage in die eine und danach in die andere Richtung. Im Liegen sind die Wehen wirklich schwer auszuhalten, nach je 20min kann ich nicht mehr und muss wieder in den Vierfüßlerstand. Vera tastet nochmal nach dem Kopf, er hat sich zwar bewegt, ist aber immer noch nicht gut positioniert. Wir probieren ein Manöver, wo Vera meine Beine in der Wehenpause ganz hochhebt und schüttelt, während ich auf dem Rücken liege. Das bringt eine gewisse Erleichterung. Beim nächsten Tasten nach dem Kopf ist die Fruchtblase im Weg, so dass die genaue Lage des Kopfes jetzt unklar ist. Ich gehe erstmal in unseren Geburtspool. Ich hoffe, dass die Schmerzen zwischen den Wehen dadurch erträglicher werden. Im Pool fühle ich mich wohl, auch dort ist der Vierfüßlerstand am angenehmsten, z.T. hänge ich mich auch mit dem Oberkörper über den Rand. Langsam wird der Druck nach unten während den Wehen immer stärker und ich habe schon das Bedürfnis mitzuschieben. Während einer Wehe wird die Fruchtblase im Ganzen geboren, sie hängt zwischen meinen Beinen. Ich versuche, sie mit den Fingern aufzumachen, das gelingt mir aber nicht, so dass Vera sie schlussendlich aufschneidet und nun wieder nach dem Köpfchen tasten kann. In den Wehen schiebe ich aktiv mit, erst lauthals brüllend, dann mit geschlossenem Mund. Vera tastet immer mal wieder nach dem Köpfchen, sagt, dass es in der Wehe gut nach unten kommt und zu tasten ist. Zwischen den Wehen brennt und drückt es im unteren Bauch überm Schambein, das ist fast schlimmer als die Wehe selber. So richtig deutlich will es nicht weitergehen, daher beschließen wir einen Lagewechsel, ich steige aus dem Pool aus und wir probieren den Gebärhocker. Jetzt kann man das Köpfchen in der Wehe schon sehen. Allerdings sind die Wehenabstände zu lang und die Wehen zu kurz, so dass das Köpfchen zwischendrin immer wieder hochrutscht. Wir probieren noch einige andere Positionen aus (Seitenlage, tiefe Hocke am Tuch, nochmal Pool), aber das Problem bleibt bestehen, trotz diverser Versuche von Vera und Miriam (die mittlerweile als zweite Hebamme gekommen ist) mit homöopathischen Mitteln, Öl, Brustwarzenstimulation,… die Wehentätigkeit anzuregen. Gegen 20:30 besprechen wir, dass wir um 21Uhr ins Krankenhaus fahren, wenn bis dahin kein deutlicher Fortschritt passiert ist. So kommt es dann auch, so dass Vera um 21Uhr den Krankenwagen ruft. Ab dem Moment soll ich nicht mehr mitschieben in den Wehen – das ist richtig schwierig! Miriam kümmert sich lieb um mich, wir brummen zusammen während der Wehen und ein bisschen muss ich doch mitschieben. Dann ist der Krankenwagen da und mit Miriam zusammen schaffe ich es in einer Wehenpause hinzulaufen und mich auf die Liege zu legen – yeah, es fühlt sich gut an, das noch geschafft zu haben!
Im Krankenhaus empfängt uns die Hebamme, sie hat den Kreißsaal schon vorbereitet (Vera hatte sie vorgewarnt). Während Vera die Übergabe macht, richte ich mich auf dem Bett ein und bekomme ein CTG angelegt. Jetzt darf ich in den Wehen wieder mitschieben- ein Glück. Scheinbar hat das Gewackel während der Fahrt im Krankenwagen etwas gebracht, denn der Kopf steht noch etwas tiefer. Nur der Schmerz nach der Wehe ist leider immer noch da. Kurz darauf kommt auch schon die Ärztin und legt mir eine Nadel für den Wehentropf. Einen wesentlichen Unterschied zu den Wehen vorher merke ich allerdings dadurch nicht. Wir turnen wieder verschiedene Positionen (Seitenlage, kniend, halb sitzend) durch, aber so richtig will das Kind immer noch nicht. Schließlich schlägt die Hebamme vor, den Oberarzt zu rufen, damit er ein bisschen auf den Bauch drückt. Ich habe nichts dagegen, will nur noch, dass es bald vorbei ist. Gesagt, getan. Der Oberarzt kommt und drückt mir während einer Wehe auf den Bauch und schwupps, ist das Köpfchen draußen. Das brennt noch einmal ganz ordentlich im Dammbereich. Mit der nächsten Wehe kommt dann der Rest des Körpers. Eine Stunde nach Ankunft im Krankenhaus wird Eivind Alexander geboren. Ihm geht’s gut, so wie auch die ganze Zeit unter der Geburt. Erleichtert und glücklich nehmen wir ihn im Empfang!
Noch ein paar Gedanken im Rückblick: es war meine erste Geburt und natürlich ist das ein Erlebnis, dass frau sich vorher nicht wirklich vorstellen kann. Trotzdem fühlte ich mich durch diverse Geburtsberichte, die ich gelesen hatte, auf das Meiste ganz gut vorbereit. Was mich allerdings überrumpelt hat, war, wie aus den schwachen Wehen doch recht plötzlich ziemlich heftige wurden und ich von jetzt auf gleich dadurch ausgeknockt war. Und die Schmerzen in den Wehenpausen waren überraschend für mich und wirklich sehr unangenehm.
Was wirklich toll war, war fast bis zum Ende zu Hause bleiben zu können. Auch mit dem Wissen um die Verlegung am Ende würde ich mich immer wieder für genau die Variante mit Hausgeburt und Vera als Hebamme entscheiden. Ich fand die Stunden zu Hause so wertvoll und angenehm und ich habe mich wohl und toll und liebevoll betreut gefühlt, so dass ich mich wirklich fallen lassen konnte. Auch wenn das I-Tüpfelchen dann nicht zu Hause passiert ist, ist die Geburt für mich trotzdem eine Hausgeburt und die Verlegung in die Klinik ändert das gar nicht. Ich bin dem ganzen Team echt so dankbar, dass sie das anbieten und möglich machen!

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