Ich hatte schon von schönen Geburten gehört, konnte mir aber nicht wirklich vorstellen, wie man bei einer Geburt von etwas Schönem sprechen konnte. Besonders, aufregend, intensiv vielleicht, aber schön? Die Geburt von Vincent, meinem Sohn, war für mich ein unglaublich bereicherndes Erlebnis, unkompliziert und relativ schnell für das erste Kind, aber doch nicht unheftig und sicher nicht schön. Als ich dann zum zweiten Mal schwanger wurde und die Krankenhäuser in unserer Umgebung nicht in Frage kamen, beschäftigten wir uns zum ersten mal mit der Möglichkeit, zu Hause zu gebären.
Zuerst sehr skeptisch, alle möglichen Komplikationen beleuchtend, mit allen möglichen Ärzten aus verschiedensten Richtungen sprechend. Nachdem wir aber jegliches Für und Wider abgewägt hatten, wurden wir uns mit der Zeit immer klarer, dass wir keine andere Variante mehr wollten und ich mich immer mehr darauf freute, die Geburt zu Hause erleben zu können. Und dann kam tatsächlich alles so, wie ich es mir erhofft hatte.
Um neun habe ich Vincent ins Bett gebracht, dann noch etwas aufgeräumt, man weiß ja nie, wann es losgehen könnte, und bin dann gemütlich in die Badewanne gegangen. Als ich um 23 Uhr ins Bett gehen wollte, merkte ich das erste Ziehen, bin also direkt wieder in die Badewanne, um zu sehen, ob es sich um ernsthafte Wehen handelte. Im Wasser war nichts mehr zu spüren, außerhalb aber schon, also blieb ich ewig in der Badewanne. Als ich um 24 Uhr wieder einen weiteren Bettgehversuch unternahm, war das Ziehen doch um einiges stärker, also bin ich gleich wieder in die Badewanne, wo das Ziehen nun aber auch zu spüren war, allerdings noch sehr schwach.
Als ich um 1 Uhr anfing, zu veratmen, und ich da ich versprochen hatte, frühzeitig anzurufen, rief Timm, mein Mann, Miriam an, die um 2 Uhr bei uns war. Vincent, der einen unglaublich tiefen Schlaf hat, schoben wir auf seiner Matratze in das entfernteste Zimmer, da wir dachten, dass es sicher noch länger dauern würde und wir ihn nicht unnötig wecken wollten. Eine Viertelstunde später begannen dann aber die für mich eindeutigen Wehen, die ich, immer noch in der Badewanne, im Vierfüßler veratmete. Timm und Miriam bereiteten draußen alles vor und ich konnte mich in Ruhe meinen Wehen überlassen, die von Wehe zu Wehe rasch intensiver wurden und es mich dann fast überraschte, als ich eine halbe Stunde später merkte, dass ich jetzt wohl pressen würde und da war das Köpfchen auch schon da und damit die Wehen vorbei, d. h. , den Rest habe ich mehr oder weniger hinausgeschoben. So wurde Hannah, ohne dass es geplant war, um 2.45 Uhr im Wasser geboren. Ein ziemlich zerknautschtes, leicht lila angehauchtes und selbstredend das süßeste Wesen der Welt.
Seitdem weiß ich, dass es schöne Geburten tatsächlich gibt. Hannahs Geburt war so unglaublich harmonisch und rund, dass ich es selbst kaum glauben kann. Natürlich war es nicht schmerzfrei, aber es war auch kein Kampf gegen die Schmerzen, sondern eher ein gutes Zusammenspiel von Körper und Geist, wenn man das so sagen kann. Ich empfand die Schmerzen als hilfreich, da sie mir halfen, mich komplett fallen zu lassen und mich den Wellen der Wehen mehr oder weniger hinzugeben.
Der Moment, in dem Hannah auf die Welt kam, ist auch nicht mit den Presswehen zu vergleichen, die ich bei meiner ersten Geburt erlebt habe bzw. würde ich es auch nicht mehr als Pressen beschreiben. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber das Öffnen passierte mehr im Kopf und war nicht vergleichbar mit den brennenden, stechenden Schmerzen der ersten Geburt, wo ich eher das Gefühl hatte, durch den Druck des Pressens Gegendruck zu erzeugen.
Das alles konnte ich natürlich nur so erleben, weil ich die Möglichkeit bekam, mich komplett zu entspannen. Da war die Sicherheit, die uns Miriam schon im Vorhinein gegeben hat, Vincent, der tief und fest schlief, die perfekte Uhrzeit, die vertraute Umgebung und die Ruhe, die mir von Miriam und Timm gelassen wurde und sie mich alleine machen ließen. Dass eine Geburt also tatsächlich ein wunderschönes Erlebnis sein kann, ist für mich eine Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.