Die Geburt von Janne
Der Geburtsbericht unserer Tochter Janne Catharina fängt eigentlich für uns schon viel früher an als mit dem Einsetzen der Wehen. Zunächst damit, dass wir nach der Klinikgeburt unseres Sohnes (fast sieben Jahre zuvor), bei der wir keine guten Erfahrungen gemacht hatten, was die Betreuung während der Geburt und auch auf der Wöchnerinnen-Station anging, beschlossen hatten, beim zweiten Kind alles anders zu machen. Wir liebäugelten mit dem Thema Hausgeburt, wollten aber vor allem eine selbstbestimmte Geburt und eine einfühlsame, ganzheitliche und unhektische Betreuung in Schwangerschaft und Wochenbettzeit. Diese fanden wir bei Miriam sowie bei unserer unkomplizierten Frauenärztin, und so war es ein Leichtes, sich auf eine Hausgeburt einzulassen.
Die eigentliche Geburt nun begann mit einem Fehlalarm in der Nacht von Freitag auf Samstag. Regelmäßige kräftige Wehen in zehn Minuten-Abständen veranlassten uns, unseren Sohn bei Freunden unterzubringen, von denen wir wussten, dass er dort gut aufgehoben war. Mein Mann machte sich auch daran, die Hausgeburt vorzubereiten, Folien auszulegen und das Bett zu beziehen. Durch die aufkommende Unruhe der Verabschiedung und Umräumaktion wurden die Wehen allerdings schwächer und unregelmäßiger. Als Miriam dann kam war der Befund frustrierend, wie bei der ersten Geburt auch: Es tut sich nix am Muttermund, kann sogar noch ein paar Tage dauern. Diese Befürchtung hatte ich leider seit dem Anruf bei Miriam im Kopf und konnte sie nicht ausschalten, was mich aus dem Gleichgewicht brachte. Immerhin waren die Wehen dann auch weg und wir konnten in Ruhe wieder ein- und ausschlafen.
Samstag Morgen machten wir es uns gemütlich mit leckerem, langem Frühstück. Schließlich war der Große ja noch bei den Freunden und nachmittags zum Schwimmen verabredet. So gegen Mittag hatte ich dann immer mal wieder eine Wehe, nicht stark und auch nicht regelmäßig, aber so dass ich dachte, dass sie entweder aufhören könnten oder mal endlich richtig anfangen. Deshalb stieg ich gegen drei Uhr nachmittags in die warme Badewanne. Und wir beschlossen ein bisschen nachzuhelfen. Die Wehen wurden schnell kräftiger und regelmäßig und dieses Mal konnte ich mich voll auf sie einlassen und mich ganz darauf konzentrieren. Die Beatmung ging wie von alleine und dadurch, dass wir alleine waren und alles noch von der vorangegangenen Nacht vorbereitet war, konnte ich mich ganz fallen lassen. Gegen halb sechs kamen die Wehen dann in vier-Minuten-Abständen und mein Mann rief Miriam an, die sagte, sie sei in ca. 20 Minuten da. Da wir in der Nacht zuvor ja schon die Erfahrung gemacht hatten, dass die Wehen wieder verschwinden können, warteten wir mit dem Anruf wirklich bis zur letzten Minute. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich die Wehen nur noch tönend beatmen, fand aber keine wirklich entspannte Position. Kurz danach platzte die Fruchtblase und ich hatte kaum noch eine Wehenpause, woraufhin mein Mann noch einmal die Hebamme anrief und sich noch Tipps abholte, falls sie es nicht rechtzeitig bis zu uns schaffen sollte, denn ich hatte schon ein mächtiges Druckgefühl nach unten. Aus der Idee zur Entspannung noch einmal in die Badewanne zu steigen und evtl. im Wasser zu gebären wurde leider nichts, da ich mich kaum auf den Beinen halten konnte und also auch den Weg ins Badezimmer nicht schaffte. Dafür fand ich dann im Vierfüßlerstand eine angenehme Position. Als Miriam eintraf, kniete ich vor dem Bett und versuchte die Wehen ohne wirkliche Wehenpause schreiend (die Nachbarn behaupten immer noch sie hätten nichts gehört!) und hechelnd zu beatmen. Mein Mann massierte mir mit viel Druck und Geduld derweil den unteren Rücken, was sehr gut tat. Miriam hatte zum Glück in der Nacht zuvor ihre ganzen Hausgeburtsutensilien bei uns gelagert und mit wenigen Handgriffen ihre Sachen parat. Ihre Anwesenheit beruhigte mich sehr, sodass ich in den äußerst kurzen Wehenpausen noch einmal entspannen und verschnaufen konnte. Sie konnte sich gerade noch die Gummihandschuhe überziehen und einmal die Herzfrequenz des Babys messen. Dann, nach zwei- oder dreimal pressen, war das Köpfchen schon geboren. Eine weitere Presswehe ließ das kleine Würmchen vollends in die Welt gleiten. Staunend betrachteten wir unsere kleine Tochter ein ganze Weile lang. Während ich noch vor dem Bett kniete und mein Mann das kleine Wunder im warmen Handtuch im Arm hielt, klemmte Miriam die Nabelschnur ab und ich schnitt sie durch. Wenig später wurde die Plazenta geboren. Dann wurden wir alle drei ins warme Bett verfrachtet, wo ich die Kleine schon an die Brust anlegen konnte und sie kräftig saugte. Währenddessen zogen sich die beiden Hebammen in die Küche zurück und erledigten ihren Schreibkram, brachten uns was zu trinken und zu essen und ließen uns drei uns erst mal kennen lernen. Später wurde mein Dammriss versorgt und genäht und ich konnte anschließend duschen gehen. Dann wurde das Baby gewaschen, weil es sich und seinen Vater bereits mit Kindspech bekleckert hatte, gemessen, gewogen und angezogen. Und schließlich konnten wir uns den Rest der Nacht erholen und uns über unser kleines Glück freuen. Diese ganz von Hektik befreiten ersten gemeinsamen Stunden haben wir sehr genossen. Am Sonntag Morgen dann wurde unser Sohn von den Freunden gebracht und schloss seine kleine Schwester, Janne Catharina, stolz in die Arme mit den Worten „Ein Mädchen?! Na ja, is auch ok.“.
In der Wochenbettzeit fühlte ich mich genauso gut und einfühlsam betreut, wie auch in der Schwangerschaft, und so verlief diese vergleichsweise reibungslos und unkompliziert. Auch das Stillen war kein Problem und unsere Tochter ein richtig kräftiger aber pflegeleichter Wonneproppen.
Wir sind sehr dankbar dass alles so wunderbar geklappt hat – schließlich noch besser, als wir es uns erhofft hatten. Dies haben wir zum sehr großen Teil einer wunderbar positiven Grundstimmung durch die tolle, unkomplizierte und ganzheitliche Betreuung zu verdanken.