Mein Weg zur Hausgeburt

Meine Hausgeburt fing mit dem ersten Tag der Schwangerschaft an, denn ich wollte unbedingt eine andere Geburtserfahrung als bei meinem ersten Kind machen. Trotz Beleghebamme hatte sich meine erste Geburt sehr lang, schmerzhaft und unkontrollierbar angefühlt.

Bei der Suche nach einer Hebamme folgte ich daher meinem Impuls eine Hausgeburt zumindest in Betracht zu ziehen. Ich lernte Andrea kennen, fand sie sympathisch und war glücklich, dass sie Beleg- und Hausgeburten anbot. So konnte ich meine Entscheidung für den Geburtsort später in die Schwangerschaft schieben. Ich legte das Thema bis etwa zum sechsten Monat in den Pausemodus, da ich mit der Schwangerschaft und meinem Arbeits-Familienleben ausgelastet war.

Ab dem sechsten Monat holten mich sorgenvolle Gedanken mit Blick auf die Geburt ein. Ich sprach mit Andrea darüber, die mir sagte, dass jede Frau für sich selbst einen Weg finden müsse und keine externe Person diesen bereiten könne. Zunächst erschreckte mich dieser Satz, weil ich mich allein fühlte, dann motiviert er mich, mich aktiv auf die Geburt vorzubereiten. Es lag an mir Ängste abzubauen.

Eine Freundin erzählte mir von dem Programm „Die friedliche Geburt“. Ich hörte den motivierenden Podcast und begann mich täglich mit dem Onlinekurs über Entspannungsübungen mental und körperlich auf das Thema Geburt vorzubereiten. Auch der Podcast „Hebammensalon“ war eine spannende Quelle für mich. Die Geburt wurde dort als sehr positive und starke weibliche Kraft bezeichnet und ich merkte, wie ich mir immer mehr zutraute die nächste Geburt gut zu schaffen. Und, immer mehr kam der Gedanke auf, dass eine Geburt zu Hause viel mehr zu dieser intuitiven, positiven Einstellung passt als eine Geburt im Krankenhaus. Zudem wurde mir immer mehr bewusst, dass eine Geburt im Krankenhaus unter aktuellen Bedingungen (wenige Hebammen für viele Kreißsäle, Zeitdruck für Geburten, häufige Unterbrechungen des Geburtsprozesses durch Untersuchungen und CTG, Unsicherheiten durch Corona) weniger Sicherheiten als eine feste 1 zu 1 Betreuung durch eine Hebamme zu Hause bietet.

Schlussendlich begann meine Geburt dann an einem Dienstag damit, dass sich meine Fruchtblase leicht öffnete. Andrea und ich stellten dies aber erst einen Tag später bei einer Routineuntersuchung fest, da zuvor nur wenig Wasser ausgetreten war. An dem Mittwoch war also klar, dass zeitnah eingeleitet werden muss. Ich aß ein Spiegelei mit Rizinusöl, dem Wehenmittel das Hebammen geben dürfen. Anschließend bereitete mein Mann das Wohnzimmer auf die Hausgeburt vor und wir machten noch einen schönen Spaziergang in der Herbstsonne, wo wir einen riesigen Regenbogen über unserem Ort sahen – fast schon magisch und irgendwie skurril in diesem Moment zwischen den Welten. Die Wehen ließen auf sich warten. Um 21 Uhr kamen Andrea und ihre Praktikantin Leonie wieder zu uns und ich aß noch ein Spiegelei mit Rizinusöl und hoffte, dass es losgeht. Zu dem Zeitpunkt wollte ich unbedingt vermeiden in die Klinik zu müssen. Da nichts passierte, legte ich mich bei Kerzenschein in die Badewanne und verabschiedete mich von meiner Schwangerschaft. Danach legten sich alle in Betten überall im Haus.

Um 24 Uhr ging es dann glücklicherweise mit den Wehen los. Ich hatte Sorge, dass die Wehen bei zu viel Aufruhr wieder verschwinden könnten, daher veratmete ich die Wehen für eine Stunde mit mir alleine, während ich die Entspannungsaudios der friedlichen Geburt hörte. Dann weckte ich meinen Mann, da die Wehen bereits stark waren und ich zeitnah in die Gebärwanne wollte. Dann kam Andrea dazu und sagte mir, dass mein Muttermund bereits auf 5 cm geöffnet war. Eine riesen Erleichterung, da ich bei der ersten Geburt bei diesem Stand bereits ca. 6 Std schmerzhafte Wehen hinter mir hatte. Gleichzeitig hatte ich einen ersten Downer, weil ich dachte es fehlt eben auch noch die Hälfte und es ist alles ganz schön anstrengend. Dann half mir jedoch die Wärme der Wanne und es ging in Vierfüßlerstellung mit gutem Atmen und Tönen voran. Durch das Mitatmen meines Mannes, den Zuspruch von Andrea und meinen Optimismus, dass es schon klappen wird, fühlte ich mich in dieser Phase trotz der Schmerzen meist stark und ruhig. Als die Presswehen kamen wollte ich nicht mehr. Aufgrund einer kurzen Nabelschnur zog sich dieser Prozess etwas länger und der Druck auf meinen Unterleib wurde schier unerträglich. Doch dann kam das Köpfchen durch und ich konnte meinen Sohn selbst zwischen meinen Beinen durch, bis nach vorne auf meine Brust ziehen. Ein unglaublich schönes erfüllendes Gefühl machte sich in mir breit. Ich hatte es geschafft. Mit Hilfe von Andrea und meinem Mann, aber irgendwie auch ganz alleine. Danach lagen wir, mein Mann, unser Sohn und ich in unserem Wohnzimmer auf der Couch und genossen diesen intimen ersten Moment in Ruhe und ohne Krankenhausgetöse. Es war einfach wunderbar!

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