Ich hatte mit einer Geburt vor dem ET gerechnet, da unsere Tochter auch früher kam. Bereits ein paar Tage vor dem ET hatte ich wegen einiger Beschwerden, die mir den Alltag sehr erschwerten, schon genug von der Schwangerschaft. Nach dem ET gab es zwei „Fehlalarme“ –
beide Male warnte ich Miriam telefonisch vor und hielt sie über die Geburtsanzeichen auf dem Laufenden. Jedes mal verschwanden die Anzeichen wieder und es passierte: Nichts. Das war schwer zu ertragen für mich: Immer erst die große Hoffnung, das Baby bald im Arm halten zu können und dann doch die Enttäuschung…
Irgendwann schlug Miriam mir vor, Rührei mit einer minimalen Menge Rizinusöl als Anschubser für die Geburt zu essen. Ich zögerte etwas, doch bei ET + 5 aß ich das Ei mit dem Öl. Es entfaltete sofort seine wundersame Wirkung, denn ich merkte schon bei der Zubereitung durch meinen Mann, das erste Ziehen im Unterleib und Rücken. Ich aß das Ei, zog mich etwas zurück mit Musik, ging eine Runde spazieren, brachte unsere Tochter ins Bett und ging baden. Um 22 Uhr ging ich schlafen und um 23 Uhr wachte ich wegen menstruationsartiger Schmerzen auf. Ich nahm mir vor, keinen 3. Fehlalarm zu verursachen und blieb eine Weile alleine im Bett. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und rief meinen Mann. Er wollte direkt Miriam anrufen, aber ich lehnte ab. Wir gingen ins vorbereitete Geburtszimmer und dort schunkelte ich im Vierfüßlerstand vor mich hin. Die Schmerzen kamen regelmäßiger und stärker. Mein Mann wollte wieder Miriam anrufen, aber ich hielt ihn weiterhin zurück. Bloß nicht wieder ein Fehlalarm! Als die Wehen bereits alle 3 Minuten kamen, sagte er mir mit Nachdruck, dass ich gerade zweifelsfrei mitten im Geburtsprozess stecke und rief Miriam an. Sie kam um 0.30h, da war ich schon sehr vertieft ins Veratmen der Wehen und Entspannen in den Pausen. Miriam fühlte den Muttermund: 4cm. Mein Mann rief die Oma an, damit sie unsere Tochter abholt. Eigentlich dachte ich, dass ich all die Telefonate erledigen würde, aber davon war ich in dem Moment doch weit entfernt, es war mir alles egal! Ich wusste, dass sich alle gut und richtig kümmern würden und konzentrierte mich voll und ganz auf das Wunder, das gerade mit/in meinem Körper passierte. Miriam wuselte herum und bereitete alles vor, ich nahm davon kaum Notiz. Ich hing im Vierfüßlerstand am Bett und kreiste die Hüften. Mir war übel und ich musste mich übergeben. Meine Tochter wurde abgeholt und Oma begrüßte mich kurz und wünschte mir alles Gute, aber ich antwortete kaum. Ich war wie in einer „Blase“, irgendwie halb abgeschottet von der Welt, was ich als sehr angenehm empfand. Miriam schlug vor, dass ich die Hose ausziehen sollte, weil die Fruchtblase bald platzen könnte, aber ich wollte mich nicht bewegen und ließ es bleiben. Kurze Zeit später platzte die Fruchtblase… Mir schwirrte skurriler Weise immer noch das Thema „Fehlalarm“ im Kopf herum, aber Miriam machte mir lachend deutlich, dass das Thema nun eindeutig vom Tisch ist und ich beruhigt sein kann. Mit nacktem Unterleib hing ich also am Bett und kreiste die Hüften, während Miriam mir am Po Gegendruck gab, der so maximal angepasst war und eine angenehme Dehnung bewirkte, dass ich manchmal das Gefühl hatte, eins zu sein mit ihr. Ich sprach nicht mit ihr, sagte ihr nicht, dass das sehr angenehm ist und sie weitermachen solle – sie spürte es und tat es einfach und so wiegten wir Wehe für Wehe hin- und her. Mein Mann saß auf dem Bett an meinem Kopf und ich drückte seine Hand. So war ich vorne und hinten betreut und fühlte mich einfach nur geschützt. Gegen 1 Uhr kam die zweite Hebamme Madita dazu. Ich überlegte noch kurz, dass es Schöneres gibt, als ihr zur Begrüßung den nackten Hintern entgegenzustrecken, aber da legte mir Miriam bereits ein Handtuch über den Po und ich konnte mich direkt wieder fallen lassen – wieder so eine Geste, bei der sie gespürt hatte, was richtig ist.
Mir war leider durchgängig etwas schlecht und auch schummerig, die Haltung im Vierfüßlerstand wurde immer anstrengender. So kamen und gingen die Wehen und wurden immer stärker. Ich hatte recht starke Schmerzen und tönte lauter, als ich es mir zugetraut hätte. Aber nie habe ich nur im Ansatz daran gedacht, etwas zur Schmerzlinderung zu brauchen. Die Wehen empfand ich glücklicherweise nur als kurz und die Pausen ausreichend für eine Entspannung. Miriam prüfte immer wieder die Herztöne und das Geräusch des schnellen Herzschlages meines Babys beruhigte mich jedes Mal sehr und brachte mich meinem Baby ganz nah. Alles war in Ordnung! Langsam begann die Pressphase, ich wurde aktiver und ich hatte das Gefühl, langsam aus meiner „Blase“ herauszukommen.
Doch irgendwann wurden die Herztöne schwächer. Der Kopf saß noch tief und fest im Becken, wir befanden uns noch immer in der Eröffnungsphase. Ich sollte ein Bein anwinkeln, doch das brachte keine Veränderung. Ich sollte mich dann aufs Bett legen, was ich eigentlich absolut nicht wollte, aber Miriam forderte mich sehr eindringlich dazu auf, so dass ich doch bereit war. Ich vertraute ihr. Generell war ich ab diesem Moment komplett raus aus meiner „Blase“ und bekam alles um mich herum wieder richtig mit. Die Pressphase wurde stärker, Miriam legte mein Bein auf ihre Schulter, was zunächst extrem unangenehm war, aber dann doch eine sehr gute Position war. Trotz meines anfänglichen Protestes wusste sie wieder, was das Richtige ist! Da die Herztöne weiterhin niedrig waren, dehnte Miriam mit den Fingern den Muttermund, das war furchtbar schmerzhaft, ich schrie, gleichzeitig spürte ich sehr deutlich, wie das Baby nach unten rutschte, und obwohl ich weiter „Aua!“ schrie, hoffte ich, dass Miriam nicht aufhörte, weil es so effektiv war und ich merkte, dass es voran ging und dass es gut war. Miriam hörte natürlich nicht auf, weil sie immer alles richtig einschätzte und machte!
.. und plötzlich sagte sie: „Der Kopf ist schon raus!“
Ich war ziemlich baff, da ich das so nicht gespürt hatte. Eine Presswehe später war der Kleine da. Es ging plötzlich so schnell! Laut Protokoll waren es nur 8 Minuten, innerhalb derer unser Baby durch den Geburtskanal hinaus auf die Welt rauschte.
Der Kleine begann zu atmen und zu weinen, ich bekam ihn auf meinen Bauch, wir bekamen warme Handtücher, er wurde rosig und er suchte sofort nach der Brust.
Unglaublich!
Unbeschreiblich!
Ich legte ihn an und er trank sofort und wir konnten unser Glück nicht fassen.
Unser zweites Wunder war in Geborgenheit zu Hause geboren – so, wie wir es uns gewünscht hatten!
Da war er nun, unser kleiner Sohn und trank an der Brust, als hätten wir beide nie etwas anderes gemacht! Wir waren so überglücklich und erleichtert. Ich spürte keinerlei Schmerzen mehr.
Kurze Zeit später kam die Plazenta, die wir uns gemeinsam anschauten. Unvorstellbar, wie das im Bauch alles funktioniert hat.
Danach zogen sich die Hebammen zurück und wir genossen die Dreisamkeit. Wir hatten es geschafft! Es war teilweise sehr schmerzhaft, aber schnell – von Miriams Ankunft bis zur Geburt waren es nur 2 Stunden.
Ich fühlte mich durchgängig sicher und geborgen und gut umsorgt. Miriam war eine unglaublich gute Begleitung, nichts hätte sie besser machen können, jeder Handgriff war gut und durchdacht und genau in meinem Sinne und Rhythmus. Unglaublich! Wirklich – als wären wir eins gewesen! Vielen, vielen Dank, liebe Miriam!
Diese Geburt wird mir als Traumgeburt in Erinnerung bleiben!