Alles eine Frage des Kopfes
Die erste Geburt unseres Sohnes hat als Hausgeburt begonnen, musste jedoch ins Krankenhaus verlegt werden. Im Nachhinein betrachtet waren es zu viele Störfaktoren, die ablenkten und ein Unwohlsein hervorriefen.
Es waren Banalitäten wie eine offene Schublade, Hektik, weil der Honig nicht aufzufinden war,… Als sich das zweite Kindlein ankündigte, begann ich im Detail zu reflektieren und neue Vorbereitungen zu treffen. Ein Raum mit wenig Beleuchtung, ungestört, ohne viele Reize – einfach eine geschützte Umgebung für mich. Damit sollte mein Kopf frei für die Geburt sein und nicht über Unnötiges nachdenken.
Nach der ersten Geburtserfahrung schwirrte immer im Hinterkopf: „Mit noch so penibler Vorbereitung kann dennoch alles anders laufen, als geplant.“ Dieses Mal sollte es einige Tage vor dem errechneten Termin losgehen: Miriam hatte mir im Verlauf der Schwangerschaftsvorsorge vier Übungen gezeigt und immer wieder erklärt warum sie nützlich sind. Und das waren sie tatsächlich! Es begann mit leichten Wehen, die über den Tag immer stärker wurden. Wir fuhren einkaufen (alle 30 Minuten ein Ziehen), unser großer Sohn kam nach der Kita nach Hause, wir machten noch ein Familienfoto und gaben ihn zum Abendessen bei den Großeltern für die Nacht ab. Eine Wehenschreiber-App sollte uns die Mühe mit der Aufzeichnung der Wehenabstände erleichtern (Was für eine Erfindung! Großartig!). Die Wehen kamen gegen 20 Uhr schon recht kräftig und in regelmäßigen Abständen etwa alle 6-11 Minuten. Der Pezzi-Ball war in dem Moment eine große Hilfe! Gemeinsam mit meinem Mann machten wir in den Pausen unser Schlafzimmer für die Geburt bereit. Genau richtig, da ich mich bald nicht mehr bewegen konnte ohne dass eine Wehe kam. Miriam haben wir auf dem Laufenden gehalten und sie machte sich gegen 21 Uhr auf den Weg zu uns. Die Eröffnungsphase kann man wortwörtlich nehmen – sich gedanklich öffnen, die Öffnung des Muttermundes visualisieren und die Muskeln trotz Wehenschmerz oder gerade deswegen entspannen.
Miriam kam an und verschaffte sich ein Bild von der Situation, sie bereitete ruhig ihre Arbeitsmaterialien vor und informierte Meike, die es allerdings aufgrund von Baustellen und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Autobahn nicht rechtzeitig zur Geburt schaffen sollte. Nun stützte ich mich mit Oberkörper und Gesicht auf den Pezzi-Ball und war so unendlich dankbar, dass er sich plötzlich nicht mehr kalt und nach Plastik anfühlte, sondern eine weiche Stoffoberfläche hatte! Es war die grandiose Idee von Miriam: Ein Jersey-Stoffstück, welches am Babybett lag, darüber zu werfen! Der Pressdrang setzte bald ein und Miriam ermutigte mich die Kraft der Wehen zu nutzen. Was genau sie sagte, weiß ich nicht mehr. Aber es half. Wenn man denkt, das Köpfchen könnte nicht weiter, dann presst man weiter und es geht doch! Die Beckenknochen schieben sich (so etwa wie man es in den Übungen trainiert hat!) auf und lassen das Baby hindurch. Unser Sohn wurde um 22.13 Uhr gesund und munter geboren.
Danke für das unkompliziert Sein und die starke und einfühlsame Vorbereitung und Begleitung, liebe Miriam und liebe Meike!