Ich habe mich für eine Hausgeburt entschieden, da mein erstes Kind per Notfallkaiserschnitt kommen musste. Wir dachten, wir hätten alles gut geplant, das beste Krankenhaus gewählt und wären in guten Händen.
Das war leider nicht der Fall. Mit mir und meinem Mann wurde wenig kommuniziert. Dann musste unser Kind unter der Geburt, der MM war bereits geöffnet nach 12 Stunden Wehen, plötzlich sehr schnell geholt werden. Das war im März 2011.
Lange musste ich mich von dem Schrecken erholen, körperlich und psychisch.
Mutig waren wir 2014. Ich wurde gewollt noch einmal schwanger. Meine Hebamme im näheren Umkreis hat mir die Möglichkeit einer Hausgeburt vorgeschlagen. Mein Herz hat laut geklopft und so habe ich bei Vera angerufen. Zum Glück hat sie für den Zeitraum April 2015 Kapazitäten offen gehabt. Wir haben uns kennen gelernt und nach einigen aufregenden Monaten, verkürzter Muttermund, Streptokokken, leichte Wehentätigkeit vor der 36. SSW, war es dann soweit.
Vera hat bei allem ruhig reagiert und alles konkret und ohne Umschweife angesprochen. Ich wusste, woran ich war. Das war sehr wichtig. Und sie hat gesagt, dass bis zum Ende und während dessen alles offen bleibt. Immer. Sie analysiert die Anzeichen, Befunde und hört auf ihre Intuition. Und wir fahren auch ins Krankhaus, wenn alles gut erscheint, ihre Intuition jedoch sagt, sie will die Geburt nicht zu Hause fortsetzten.
So jetzt endlich die Geburt!
Meine ersten leichten Wehen hatte ich nach Mitternacht. Die habe ich erst einmal ignoriert. Ich habe in der Nacht dann noch einen Einlauf gemacht, da ich dachte, dass ich Darmschmerzen vom Kuhmilchjoghurt hätte. Dann bin ich wieder eingeschlafen. Um 05:30 Uhr war ich so unruhig, dass alle wach wurden. Ich habe versucht mir rein gar nichts anmerken zu lassen – nur meinen Mann etwas energisch gebeten, alles für die Hausgeburt vorzubereiten. Eine Stunde später hatte mein Mann alles für die Hausgeburt in der Wohnung fertig gemacht und dann habe ich beide, Mann und Kind, rausgeschmissen, weil ich alleine sein wollte. Weil ich nur für mich gucken wollte, ob ich tatsächlich schon Wehen habe. Ich habe mir ein Bad eingelassen. Habe mich in die Wanne gelegt und ich stellte fest: ICH HABE WEHEN! Also rief ich meinen Mann an, der dann um 07:15 Uhr wieder zu Hause war. Gott sei Dank! Ich wehte lautstark vor mich hin – mein Mann tigerte unruhig in der Wohnung umher, was mich noch nervöser machte!
Dann hat er Vera erfolgreich gegen 07:30Uhr angerufen – auf dem Geburtshandy, da die Wehen schon sehr stark waren. Ich hatte sie, als ich alleine war, auch schon früher angerufen, auf ihrem Haustelefon, jedoch keinen erreicht.
Meine Wehen wurden so schmerzhaft und der Drang zu pressen so stark, dass ich auf die Toilette gegangen bin. Dieser Schmerz wurde so stark, dass ich große Ängste entwickelt habe und SOFORT Hilfe haben wollte. Es sollte mir jemand sagen, ob alles in Ordnung war! Ich wollte ins Krankenhaus! Ich wollte, dass die Schmerzen aufhören! Dann hat mein Mann den Krankenwagen angerufen.
Unser Glück wollte es, dass die Sanitäter und Vera zugleich um ca. 08:00 Uhr in unsere Wohnung marschiert waren.
Sie hat mich erst einmal beruhigt, mich von der Toilette in die Stube begleitet und mich untersucht. Mein Baby war schon sehr tief im Becken, dass sie die Sanitäter wieder weg geschickt hat und die zweite Hebamme, Meike, angerufen hat. Von da an habe ich in den unterschiedlichsten Stellungen mit Hilfe von Vera und meinem Mann gepresst. Einen Moment glaubte ich aus Angst meine Narbe könnte reißen nichts mehr tun zu können. Vera hat sofort gemerkt, dass ich große Not litt und mich angesprochen. Sie konnte mich jedoch beruhigen. Danach habe ich gepresst, gepresst und Wasser getrunken und gepresst und das Kind kam nicht heraus! Die Wehen bekamen einen großen Abstand, so dass ich mich gut erholen konnte. Jedoch sorgte der Abstand dafür, dass das Kind wieder hochrutschte. So hat Vera nach jeder Presswehe meine Brustwarzen stimuliert und mir Schüsslersalze verabreicht, so dass die Wehen schneller kamen und nicht verebbten. Dann war das Köpfen schon sehr tief, jedoch rutschte es immer wieder hoch. Vera hat mir einen Dammschnitt gemacht, der vorher gut besprochen wurde, damit die Geburt beendet werden konnte. Danach kam das Baby mit Hilfe von Vera, um kurz vor 11 Uhr, auf die Welt. Sie hat das Baby bei der nächsten Presswehe aus dem Geburtskanal herausgezogen. Denn es hatte eine Hand am Kinn, war also in der Denkerpose. Das war der Grund für das Hochrutschen.
Nachdem das Baby auf der Welt war wurde mir das kleine rosa Bündel auf meinen Bauch gelegt. Dann wussten wir endlich, dass wir ein Mädchen bekommen hatten! Ich habe uns entbunden, ich habe die Nabelschnur durchgeschnitten. Ganz bewusst habe ich uns getrennt. Und das war ein wichtiges Erlebnis. Und dafür bin ich dankbar!
Die Plazenta hat sich gut gelöst. Ich wurde vorsichtig genäht. Ich habe gefrühstückt und geduscht und war auf Wolke Nummer sieben.
Unser Mädchen war entspannt. Sie hat gleich an der Brust getrunken und ist eingeschlafen. (Sie ist entspannt und ruhig geblieben.)
Nachdem mein Bett hergerichtet war und ich endlich pinkeln konnte, hat sich Vera verabschiedet, um uns am Abend nochmals zu besuchen.
Wie haben die Ruhe genossen.
Ich habe es geschafft; mit Vera, mit meinem Mann und mit Meike. Ohne Kanüle im Arm und am CTG angeschlossen zu sein. Ganz in Ruhe. Auf meiner Jugendcouch, die sich zum Bett ausklappen lässt. Damals war mein Mann mein erster Freund…
Keine Visite, keine Putzfrau, kein Essenbringdienst,…
… eigenes Essen, eigenes Bett, wunderbare Hebammen …
Mein Becken ist seit dem gefühlt breiter geworden, ich gehe beschwingter durchs Leben.
Unsere Hausgeburt war für uns eine heilsame Erfahrung.